BALI 1997

Der Frosch im Reisfeld

von Markus A. Maesel · 11.07.2008 · 5 Kommentare

Im September/Oktober 1997 konnte der Autor zusammen mit zwei Freunden die indonesische Insel Bali vier Wochen lang erkunden. Es war kurz bevor die Wirtschaftskrise Südostasien in ihren Strudel riss und sich das Schlagwort „Krismon“ (Krisis moneter) in das kollektive Gedächtnis Indonesiens einbrannte. Es war die Zeit vor den blutigen Bombenattentaten in der mondänen, balinesischen Bademetropole Kuta, die das Bild der Götterinsel in der Weltöffentlichkeit für immer veränderten. Vorliegende Reportage spiegelt diese Vorzeit wider, ohne ein Paradies beschreiben zu wollen. Unter dem Titel „Der Frosch im Reisfeld und andere Impressionen aus Bali“ wurde sie erstmals in „Wir“, Hauszeitschrift der Stadtsparkasse Ludwigshafen a. Rh., Nr. 49/Februar 1998, S. 21-24 veröffentlicht. Für Weltgeflüster wurde der Beitrag geringfügig überarbeitet.

Die Abenddämmerung bricht herein. Ich sitze etwas verloren in meinem Wohnzimmer, zwischen Ludwigshafen und Bali liegen fast 12.000 Kilometer, balinesische Holzskulpturen betrachten neugierig ihre neue Umgebung, melancholische Degung-Musik durchklingt den Raum und vermischt sich mit dem süßlichen Nelkengeruch einer Kretek-Zigarette. In dieser Atmosphäre versuchen sich sentimentale und warme Erinnerungen an Bali gegen die Novemberkälte hierzulande zu behaupten. War in Bali alles besser als hier? Bali Pulau Dewata, die Götterinsel, ein Paradies auf Erden? Ist der Mythos Bali vielleicht doch Wirklichkeit? Oder die Wirklichkeit Mythos? Ich bemühe mich, meine Eindrücke und Gedanken zu einem Bild zusammenzufügen.

Alles begann mit drei Individualisten, die mit Outdoor-Ausrüstung und Wanderschuhen auf dem Ngurah Rai Airport in Denpasar standen, wildentschlossen Bali zu Fuß zu durchqueren. Doch sie hatten Bali wohl mit Borneo verwechselt. Schon bald mussten sie feststellen, dass es zwischen den Ortschaften als einzige Verbindung meist nur stark frequentierte Straßen gab, dass Wege ins Grüne überwiegend in Sackgassen oder an Waschplätzen endeten, dass man aufgrund der ungewöhnlichen Trockenheit jederzeit mit Waldbränden wie in Sumatra und Malaysia rechnen musste. Trotzig wanderten sie zunächst noch die Straßen entlang und lernten die Eigengesetzlichkeiten des balinesischen Verkehrs kennen, die Ihnen als vielleicht zukünftige Bali-Reisende nicht vorenthalten werden sollen:

  • Es herrscht Linksverkehr. Sollte Ihnen trotzdem auf der gewohnten rechten Seite ein Auto oder Moped entgegenkommen, lächeln Sie und testen Sie Ihre Reaktionsschnelligkeit. Toben Sie niemals - es wäre ein absoluter Gesichtsverlust.
  • Das Moped ist das dominierende Verkehrsmittel auf Bali. Oft sitzen vierköpfige Familien auf solch einem Gefährt. Diese haben kaum eine Ausweichmöglichkeit.
  • Das größere und stärkere Fahrzeug hat immer Vorfahrt.
  • Mittel-, Zebrastreifen und Ampeln haben nur eine dekorativ-ästhetische Funktion. Sie machen das Leben bunter - mehr nicht.
  • Lassen Sie sich nicht durch badende Balinesinnen/Balinesen am Wegesrand von den oft schlechten Straßenverhältnissen ablenken. Unfallgefahr!
  • Autos machen Passanten immer durch Hupen auf ihr Kommen aufmerksam. Bei zweimaligem Hupen ist bereits ein rettender Sprung in den Straßengraben erforderlich.
  • Der Glaube an die balinesisch-hinduistische Vorstellung der Wiedergeburt erleichtert die Teilnahme am Straßenverkehr erheblich.

Frustriert mussten sich die drei „German walkers“, deren eigenartiges Fortbewegungsverhalten Befremden auslöste - nur die Ärmsten auf Bali legen größere Strecken zu Fuß zurück -, auf tiefgreifende Programmänderungen einlassen. Sie wurden in Ubud, der Kulturhauptstadt Balis, in einer einfachen australisch-balinesischen Bungalow-Anlage sesshaft. Die verhinderten Dschungelkämpfer mutierten zu Kulturtouristen und trauerten zunächst ihren letztjährigen heroischen Taten in den Urwäldern Malaysias nach. Heroisch waren nur noch die Nächte in ihrer Unterkunft: Ratten absolvierten im Dachgebälk des Bungalows ihre Aerobic-Übungen und huschten manchmal frech durchs Zimmer; das Rufen der Geckos („ni ni ni ni ge-ko ge-ko“) und die Quak-Konzerte der Frösche in den Reisfeldern unterbrachen ihren Schlaf; Moskitos wollten sie mit Fieberträumen beglücken; das frühmorgendliche Krähen der Kampfhähne leitete den Tag früher als gewollt ein.

Wir kamen nur schwer mit dem Tourismus herkömmlicher Art zurecht. Bali, mit einer Fläche zweimal so groß wie das Saarland, hat jährlich zwei Millionen Touristen zu verkraften. Diesen stehen lediglich drei Millionen Einheimische gegenüber. Die Insel ist vor allem das Mallorca der Australier. Im mondänen Kuta finden sich vor allem Surfer, australische Sextouristinnen und enttäuschte Japanerinnen, die hier endlich den Mann ihres Lebens kennenlernen wollen, der sich  anstatt seiner Karriere nur für sie allein interessiert. Wie man uns versicherte, kommen japanisch-balinesische Ehen in Kuta häufig zustande. In Sanur und Nusa Dua hingegen treffen sich hauptsächlich luxusverwöhnte Badetouristen, die sich in ihren Hotelghettos dem Charme und Liebreiz Balis entziehen. Ubud ist das Mekka der Kulturtouristen. Bei Ubud komme ich ins Schwärmen. Das kleine Städtchen mit seinen 8.000 Einwohnern liegt inmitten von Reisfeldern und -terrassen, die von tiefen und wilden Schluchten durchzogen sind. Überall stehen Hibiskusbäume mit ihren roten und gelben Blüten. Aus vielen Hinterhöfen ertönt die traditionelle Garnelan-Musik. Mobile Garküchen und Warung - kleine Essschuppen - locken die Nase und den Magen mit exotischen Düften und Genüssen. Kleine Restaurants bieten lokale und internationale Küche in geschmackvollem balinesischem Ambiente an. Wer könnte Bebek betutu - im Bananenblatt gegarte Ente - je wieder vergessen? Bei einer Tasse Kaffee und einer Kretek am Lotusteich, mit Blick auf ein Tempelportal, lässt sich über Schönheit und Vergänglichkeit des Seins meditieren; die beiden einheimischen Biere Bintang und Bali Hai im eisgekühlten Glas lindern die Folgen tropischer Hitze; kleine Geschäfte und Stände mit traditioneller und moderner Malerei aus Ubud, Peliatan, Penestanan, Silberschmuck aus Celuk, Holzschnitzereien aus der Umgebung sowie Batik- und Ikatstoffen laden zum Kauf ein.

Vor allem in den Seitenstraßen finden sich die weiträumigen und ummauerten traditionellen Gehöfte, die sich nur durch ein schmales Tor der Außenwelt öffnen. Eine Mauer, wenige Meter hinter dem Tor, lässt Dämonen und allzu neugierige Touristen abprallen. Zentrum der Stadt ist der Ubud-Palast. Dort residiert der Fürst von Ubud. Er achtet, unterstützt von der Künstlervereinigung und der kulturellen Restaurationsbewegung Ubuds, streng darauf, dass die traditionelle hinduistische Kultur durch den Tourismus nicht unnötig in Mitleidenschaft gezogen wird. So dürfen Touristen nur im Sarong - dem indonesischen Wickelrock, den sowohl Frauen als auch Männer tragen - an religiösen Zeremonien teilnehmen. Und prachtvolle religiöse Zeremonien finden sich in der sinnenfreudig-barocken Hindu-Dharma-Religion, der 95 % der Balinesen angehören, viele - täglich an vielen Orten und Ecken. Schon allein die schätzungsweise 20.000 offiziellen Tempel, von denen jeder sein eigenes Odalan - sein jährliches „Geburtstagsfest“ - hat, bieten genügend Raum für religiöse Prunkentfaltung. Besonders beeindruckend sind bei solchen Festen die langen Prozessionen farbenprächtig gekleideter Frauen, die Türme aus Früchten als Opfergaben auf ihrem Kopf in den Tempel tragen. Kleine Opfergaben für Götter und Geister werden täglich in jedem Haus und jedem Gehöft dargebracht: Seien es einige rote Hibiskusblüten, ein Blatt mit etwas gekochtem Reis und Räucherstäbchen oder … - die Möglichkeiten der Gestaltung kleiner Opfergaben sind vielfältig. Die Opfer und Zeremonien, die den Einklang von Mensch und Universum bewahren sollen, stellen für die einzelnen Familien oft hohe finanzielle Belastungen dar. Faszinierend ist auch die vielgestaltige und lebendige Tanz- und Musiktradition Balis, die sich in Ubud auf hohem Niveau bewahrt hat. Hervorheben möchte ich den Legong, einen äußerst stilisierten Hoftanz, bei dem Mädchen oder junge Frauen in golddurchwirkten Kostümen mit rollenden Augen und genau vorgeschriebenen, anmutigen Schritten und Bewegungen das Publikum in ihren Bann ziehen. Der Kecak, der berühmte „Affentanz“, welcher lautstark die Heldentaten des Affengenerals Hanoman preist, sei ebenfalls erwähnt.

Gegenüber dem Ubud-Palast steht der „Pasar Baru“ - der neue Markt -, welcher mit seinen zwei Stockwerken das höchste Gebäude Ubuds darstellt. Hierher kommen aus dem ganzen Umland Händler, die lautstark ihre Waren anbieten. Wie überall in Südostasien muss zäh gehandelt werden, wenn man nicht ein Vielfaches des tatsächlichen Preises bezahlen will. Feilschen ist auf Bali Teil der Kommunikation. Ein Akzeptieren des erstgenannten Preises würde den Händler zutiefst verwirren. Auch wenn er bei den oft zähen Kaufverhandlungen jammert: „Oh noooo, my pamili pankrutt“.

Auf dem Markt lassen sich die exotischsten Früchte erstehen: kleinwüchsige Bananen und Ananas, Rambutan, Papaya, Guave, Mango, Jambu Air, Pomelos, Mangostane, Maracuja, Salak, Jackfruit und vor allem die stachlige südostasiatische Kultfrucht Durian, an der sich nicht nur die Geister, sondern auch die Geruchs- und Geschmacksnerven scheiden. Der englische Schriftsteller Anthony Burgess beschrieb einmal die Gegensätzlichkeit von Geruch und Geschmack der Durian: „Es ist, als ob Sie einen Mandelpudding mit Himbeeren auf der Toilette essen würden“. Eingefleischte Durlan-Fans behaupten hingegen, dass nur wer die Durian probiert habe, Südostasien auch wirklich kenne. Ich fürchte, dass ich zu diesem intimen Kreis von Südostasien-Experten nie gehören werde. Die Durian wird von den Einheimischen auch als Aphrodisiakum geschätzt. So beschreibt ein indonesisches Sprichwort deren Wirkung nach dem Verzehr: „Wenn die Durians unten sind, gehen die Sarongs hoch“.

Vom Zentrum Ubuds aus führt die Monkey Forest Road erwartungsgemäß zu einem Affenwald. Hier haust um einen Pura Dalem - einen Totentempel - eine Horde Rhesusaffen. Das Ambiente erinnert etwas an King Louis’ Affenstaat. Nur Mogli und Balu fehlen noch. Die Tiere fordern von den Besuchern teilweise recht aggressiv etwas Essbares ein. Wir sahen eine blutende Touristin, die nicht nur der sprichwörtliche Affe gebissen hatte. Sie wird diese Geschöpfe in Zukunft wohl eher „Rhesus negativ“ bewerten. Seit - so die Schilderungen des Ramayana-Epos’ - der Affengeneral Hanoman mit seiner Affenarmee die Königin Sita aus den Fängen des Dämonenkönigs Rawana rettete und sie ihrem Mann Rama zurückbrachte, sind Affen auf Bali heilige Tiere, denen man auf keinen Fall Gewalt antun darf.

Von Ubud aus kann man durch einsame Reisfelder und -terrassen, über wilde, tiefe Schluchten - die oft nur von wenigen Bambusstäben überbrückt werden und deren Überquerung ein schweißtreibendes Abenteuer darstellt - ausgedehnte Spaziergänge und Tageswanderungen unternehmen. Überall lässt sich das diffizile, künstliche Bewässerungssystem bewundern, ohne das die Reispflanzen nicht bestehen könnten und drei Ernten im Jahr nicht möglich wären. Es wird durch die Subak, die Wasserbaugenossenschaften der Reisbauern, instand gehalten. An jeder Verzweigung der Wasserkanäle steht zumindest ein kleines Tempelchen zu Ehren der Reisgöttin Dewi Sri oder der Wassergöttin Dewi Danu, manchmal nicht größer als ein Vogelhäuschen. Je wichtiger ein Wasserknotenpunkt ist, desto größer werden die Tempelbauwerke. Das geht bis zur Monumentalanlage Pura Ulun Danu Batur am Batursee, am Fuße des gleichnamigen Vulkans.

Empfehlenswert ist eine Wanderung nach Taro, die durch viele Dörfer führt, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Die Kinder winkten uns Bleichgesichtern auf dem Weg dorthin neugierig zu; die Erwachsenen zogen sich eher hinter die schützenden Mauern ihrer festungsartigen Gehöfte zurück; die unzähligen Dorfhunde lechzten laut kläffend nach einer Kraftprobe. Die berühmten weißen Kühe von Taro, die früher als Opfertiere dienten, bekamen wir leider nicht zu Gesicht.

Reizvoll ist auch eine Nachmittagswanderung nach Petulu. Hier begegneten wir in den Reisfeldern zwar zwei schwarzen, ungefähr eineinhalb Meter langen Schlangen, die jedoch liebenswürdigerweise vor uns die Flucht ergriffen. Petulu ist bekannt für seine weißen Reiher, die sich seit 1963, als der Agung Vulkan ausbrach, jeden Tag zwischen 17 und 18 Uhr auf den Bäumen des Dorfes zum Übernachten sammeln und dort auch nisten. Bis zu 15.000 Reiher sollen es sein, die in dieser einen Stunde, in Formationen fliegend, zur Landung ansetzen. Wildromantisch zeigt sich das Tal des Ayung Rivers mit seinen Stromschnellen, allerdings ist es auch kaum begehbar. Für Romantiker wie geschaffen ist auch das Tal des Pakerisan mit den monumentalen, in Felsnischen gehauenen Candi - Schreinen - des Gunung Kawi, die u. a. dem einst über Ostjava und Bali herrschenden König Anak Wungsu (ca. 1050-1080) und seinen mit ihm verbrannten vier Hauptgattinnen gedenken. Man steigt eine lange, steile Treppe durch sattgrüne Reisterrassen, Palmen und Bananenstauden bis zum Fluss hinab. Die Nachmittagssonne gibt diesem balinesischen „Tal der Könige“ ein besonderes Flair. Die Idylle ist perfekt, wenn auch die direkte Begegnung mit den Königsgräbern nicht frei von Schaudern ist. Am liebsten hätte ich mich in der Einsiedlerhöhle am oberen Rand des Talkessels niedergelassen und einige Tage nur ergriffen die Schönheit dieses Tales bestaunt.

In der weiteren Umgebung seien stellvertretend für die unzähligen Sehenswürdigkeiten Balis der Meerestempel Tanah Lot mit seinen stimmungsvollen Sonnenuntergängen genannt; die beiden die Insel beherrschenden Vulkane Batur und Agung; Lovina Beach mit seinem schwarzen Sandstrand und seinen farbenfrohen Korallenbänken; Klungkung mit seiner Gerichtshalle, deren Deckengemälde die Delinquenten mit den ihnen drohenden jenseitigen Höllenstrafen vertraut machten; die Bergseen Bratan, Buyan, Tamblingan (auf letzterem findet man sogar noch Einbäume); die auf 700 Meter Höhe liegenden Reisterrassen von Jatiluwih mit atemberaubenden Panoramen; der Wasserfall von Munduk sowie die Kaffee- und Nelkenpflanzungen Zentralbalis. Von einer Erkundung des nahezu unberührten Westbali mussten wir aufgrund der großen Dürre und drohenden Waldbränden Abstand nehmen.

Die negativen Folgen des Massentourismus und der Segnungen der modernen Zivilisation sollen trotz aller Begeisterung für Bali nicht verschwiegen werden. Häufig werden Touristen nur noch als dümmliche Melkkühe gesehen, die man neppen kann; Freundlichkeit und die Bekundung von persönlichem Interesse dienen oft nur als Überleitung zu irgendeinem Business. Natur- und Kulturattraktionen werden zugebaut mit Verkaufsbuden, Privathäusern oder Hotels der Superreichen. Als besondere Horrortrips sind in dieser Hinsicht ein Besuch der Sayan-Terrassen, des Gitgit-Wasserfalls und der heiligen Quellen des Pura Tirta Empul bei Tampaksiring zu empfehlen.

Die Umweltprobleme sind erheblich. Überall liegt Plastikmüll verstreut. Selbst im Besakih-Tempel, der für Balinesen den Stellenwert hat wie für Katholiken der Petersdom, ist er nicht mehr zu übersehen. Pestizide schwimmen als öliger Film zwischen den Reispflanzen. Wir sahen in den Feldern eine Tafel mit dem stolzen Hinweis, dass pro Hektar 25 Kilogramm Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt worden waren. Ein Tourist braucht am Tag zehnmal mehr Wasser als ein Einheimischer. Dass es auf Bali inzwischen Wasserprobleme gibt, braucht eigentlich kaum noch erwähnt zu werden.

Die scheinbar immerwährende Fröhlichkeit der Balinesen täuscht den Fremden leicht über deren harte Lebensbedingungen hinweg. Wir lernen Wayan kennen. Sie arbeitet von morgens bis abends in einem Touristenlokal in Kuta. Wayan hat keinen freien Tag, kein Wochenende. Braucht sie trotzdem einmal Urlaub, muss sie eine Ersatzkraft stellen und auch selbst bezahlen. Mit ihrer Cousine und einer Freundin teilt sie sich ein Zimmer. Nach Feierabend ausgehen darf sie nicht - das würde ihren Ruf als indonesische Frau ruinieren. Ihre knappe Freizeit verbringt Wayan mit Putzen oder vor dem Fernsehapparat. Sie verdient 90.000 Rupien im Monat; das sind ungefähr 40 bis 45 DM. Auf Bali ist dies zwar ein normaler Verdienst, reicht aber kaum zum Leben. Freundlich lächelnd jongliert Wayan mit ihrem Tablett durch das Restaurant. Nur ihr verträumter Blick verrät, dass sie mit ihren Gedanken ganz weit weg ist. In ihren Träumen ist Wayan oft in einem Flugzeug, wie sie gesteht. Bali - ein Paradies für Balinesen? Bali wurde wohl eher durch die Wünsche und Sehnsüchte von Europäern, Amerikanern und Australiern nach einer heilen Welt zu einem Garten Eden gemacht. Bali zum Paradies erheben oder einen Mythos Bali kreieren, wäre ignorant gegenüber der Wirklichkeit. Und trotz allem hat Bali ein unbeschreibliches Flair. Ist es das Lächeln Balis? Ist es … ? Ich weiß es nicht. Jedenfalls werde ich bald wieder nach Bali zurückkehren. Sampai jumpa lagi Bali - Auf Wiedersehen Bali!

Kategorie(n): Ausgekramtes und Entdecktes, Geschichtliches und Völkerkundliches, Indonesisches und Manadonesisches

5 Beiträge der Leser

  • Bali Lover

    // Jan 5, 2009 at 18:54

    Ich habe leider auch erfahren müssen, dass auf Bali sehr viel Müll rumliegt. Wenn man in Kuta (Hauptourie-Strand auf Bali) schwimmen geht, sieht man je nach Wetterlage danach aus wie eine Pizza.

    Trotzdem werde ich immer wieder nach Bali zurückkehren.

  • Sabrina

    // Jul 21, 2009 at 08:53

    Interessanter Artikel! Ich war noch nie in der indonesischen Insel Bali, will aber gerne gehen.Wie es aber aussieht, ist es nicht so gute Idee.Danke für diese Infos.

  • Markus A. Maesel

    // Dez 13, 2011 at 13:50

    Heute steht in der “Jakarta Post” über den berühmten Strand von Kuta: “On the beach: Workers clean Kuta beach on Tuesday. Up to 1,400 cubic meters of waste a month is dragged in by the tide every month. (Antara/Nyoman Budhiana)”.

  • Hans Waizenegger

    // Apr 10, 2015 at 22:02

    Danke für deinen netten Artikel. Jetzt schreit die Hoffnung des Jahres 2015, dass sich ein gesundes Umweltbewußtsein und eine ausgeglichene Ökonomie entwickelt. Ich hoffe im Mai, Gutes berichten zu können.

  • Hans Waizenegger

    // Apr 10, 2015 at 22:09

    Sprache und Speisen hast du beide aufgenommen und genossen. Vielleicht kannst du mir mit folgenden Gerichten hinsichtlich Schreibweise, Bedeutung und Herstellung helfen, die ich nicht mehr genau in Erinnerung habe: Bumbum bali ikan (ich glaube es war ein sueß eingelegter Fisch, wahrscheinlich Makarele) Guia rebung (Eine vorzügliche Speise zu Feiern mit Fleischeinlage aus dem Topf) Rendang Daging (Rindfleisch im Kokossud). Alles Leib- und Lieblingsspeisen!

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Kommentar: