VORGEDANKEN ZU WEIHNACHTEN

Noch drei Monate

von Ewald Titz · 24.09.2008 · 0 Kommentare

„Jetzt geht’s los …! “ „Beim Real gibt es schon Lebkuchen. Beim Aldi gibt es schon die Weihnachtsschokolade.“ „Die ersten Weihnachtsgeschenke habe ich schon.“ Solches hört man von den „Sich-auf-Weihnachten-Freuenden“.

„Jetzt geht’s schon los…“ „O Gott. Beim Real verkaufen die jetzt schon Lebkuchen. Und beim Aldi haben die jetzt schon die Weihnachtsschokolade im Angebot. Ach Gott und ich hab noch gar keine Ideen für die Geschenke.“ So hört man es von den „Sich-nicht-auf-Weihnachten-Freuenden.“

Schaut man nur aufs Gehörte, so unterscheiden sich die beiden Gruppen durch ihren Bezug zu Gott. Auf den beziehen sich nur die Mitglieder der „Sich-nicht-auf-Weihnachten-Freuenden“. Von daher könnte man geneigt sein, die erste Gruppe dem Kommerz, den Götzendienern des Mammon zuzuordnen und in der zweite Gruppe die Personen zu vermuten, die in Weihnachten einen tieferen Sinn sehen, die sich auf etwas „Eigentliches“ besinnen wollen.

Der Schein trügt für gewöhnlich. Trügt er auch in diesem Fall? Die alljährlichen Beobachtungen in der Zeit von September bis drei Tage vor Weihnachten erhärten die ursprüngliche These. Die Gruppe der „Sich-auf-Weihnachten-Freuenden“ erscheint völlig besetzt von den heidnischen und konsumorientierten Vorbereitungen. Bei der Alltagsbrille ist der „Was kauf’ ich für den …, was kauf’ ich für die Weihnachtsdeko und das Weihnachtsessen …?“-Filter vorgeschoben. Dieser Blick bestimmt den Alltag, der von vermehrten Gängen durch die Einkaufspassagen geprägt ist. Die Gespräche in dieser Gruppe drehen sich fast ausschließlich um die kommerziellen Dinge rund ums Fest.

Die Mitglieder der „Sich-nicht-auf-Weihnachten-Freuenden“ hingegen zeichnen sich durch einen beinahe heiligen Trotz gegen das nahende Unheil, das nahende Fest aus. Man könnte meinen, die Trutzburgen des wahren Glaubens in der heutigen Zeit entdeckt zu haben. Sie wehren sich gegen den Vorweihnachtsterror und ziehen sich in Enthaltsamkeit und klösterlich anmutendes Schweigen zurück. Beim Anblick dieser Gruppe könnte man meinen, den Geburtswehen eines neuen modernen Ordens beizuwohnen.

Doch diese mögliche Vorfreude auf vermeintlich bessere Zeiten erfährt spätestens am 23. Dezember eine herbe Enttäuschung. Denn plötzlich verkehren sich die Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder ins Gegenteil. Diese unvermittelte Kippbewegung versetzt unserer Ausgangsthese den Todesstoß. Die „Sich-auf-Weihnachten-Freuenden“ stellen ihr Kaufverhalten und ihren fokusierten Blick ein. Der besinnliche und Sich-auf-das-Eigentliche-an-Weihnachten-beziehende-Filter wird vor die Alltagsbrille geschoben. Nun breitet sich in deren Wohnungen eine friedvolle Atmosphäre aus, erfüllt von anheimelnden Düften, weihnachtlichen Klängen und Weihnachtserzählungen. Die „Sich-nicht-auf-Weihnachten-Freuenden“ hingegen hetzen durch die Geschäfte, kaufen, verpacken und verbreiten bis zum 24. Dezember  das reinste Chaos. Ihre Wohnungen sind gezeichnet von dieser Hektik. Alles liegt kreuz und quer und erst eine halbe Stunde vor der Bescherung sind die letzten Verpackungsreste notdürftig weggeräumt. Erschöpft und beinahe besinnungslos zieht das Fest an ihnen vorbei.

Jetzt sind wir gespannt (?), ob es auch in diesem Jahr wieder „the same procedure as every year?“ gibt.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Heiliges und Unheiliges, Serielles und Fortgesetztes

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