ROTWEIN & CO.

Busintellektueller

von Markus A. Maesel · 17.10.2008 · 0 Kommentare

Wieder einmal frühmorgens in einem Ludwigshafener Stadtbus. Ein weißhaariger, bärtiger Mann, in seinen Jackentaschen ein Tetrapack Rotwein und ein Fläschchen Piccolo-Sekt, betritt den Omnibus. Sichtlich gezeichnet von einem nächtlichen Gelage sucht er nach Kleingeld für einen Fahrschein. Er ruft in den Gang hinein: “Spricht hier jemand Latein? Dann erzähle ich einen lateinischen Witz.” Er nimmt Platz und gibt stattdessen einen Hitler-Witz zum Besten. “Sie wissen doch, Hitler war Epileptiker und biss bei seinen Anfällen immer in einen Teppich. Kommt Hitler in das vornehme Kadewe in Berlin und kauft einen Teppich. Fragt die Verkäuferin: ‘Soll ich ihn einpacken oder essen Sie ihn gleich?’”

Schöpferische Denkpause. Plötzlich imitiert er gekonnt mit amerikanischem Akzent Barack Obama. Dann wechselt er in die deutsche Sprache: “Was glauben Sie, wie lange Obama noch lebt, wenn er Präsident wird? Und er wird Präsident, weil die Leute die Kriegswirtschaft satt haben. Drei Monate? Kennedy I, Kennedy II, Martin Luther King - ich gebe ihm nicht mehr als vier Monate!”

Er sinkt in sich zusammen und spricht vor sich hin: “Was kann der Mensch selbst schaffen - nichts. Nicht einmal ein Sandkorn kann er schaffen, sondern nur umwandeln. Ameisen, Hornissen und Menschen - das sind die wahren Wunder:” Dann fällt er erschöpft in ein Nickerchen. Der Bus hält an der Endhaltestelle, der Mann wird wach und fragt: “Ist das der Berliner Platz?” Dann torkelt er in das Neonlicht durchbrochene Dunkel.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Kurpfälzisches und Südwestdeutsches, Mobiles und Zugiges

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