PROJEKTIONSFLÄCHE

Obama-Messianismus

von Markus A. Maesel · 18.11.2008 · 1 Kommentar

Nun hat es Barack Obama doch geschafft. Er wird als 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in die Geschichte eingehen. Hoffnungsträger statt Flugzeugträger, so möchte man ihn von seinem noch amtierenden Vorgänger Schorsch Dabbelju – wie man ihn in der Pfalz nennen würde – abgrenzen. Mit „Yes, we can“ hat sich Obama zur größten Projektionsfläche aller Zeiten gemacht. Er muss nun alles heilen und jeden retten.

Die taumelnden Finanzmärkte und die drohende wirtschaftliche Rezession? Kein Problem - „Yes, we can“. Soziale Gerechtigkeit und die Emanzipation der Unterprivilegierten in den USA? Selbstverständlich - „Yes, we can“. Die Beendigung des Irak-Krieges, die Herstellung des Weltfriedens und das Aufhalten des Klimawandels? Auch das wird, kann und muss er schaffen – natürlich: „Yes, we can“. Obama als rettender Hoffnungsschimmer für den geschundenen afrikanischen Kontinent? Logo - „Yes, we can“. Kreditprobleme bei Ihrer Bank? Auch hier findet er sicherlich eine maßgeschneiderte Lösung für Sie: „Yes, we can do“ – Schupidu.

Ihm gebührt es eigentlich, im Papamobil durch die Welt zu reisen und der Menschheit Erlösung zu verheißen. Die Hoffnung sei unser Unglück, sagte einmal ein Philosoph. Bei so viel Hoffnungsdruck und Erlösungserwartung ist Golgotha nicht weit. Gleichgültig, wie gut Obama seine Hausaufgaben als Präsident erledigen wird, bleibt er immer ein Mensch, der nur Menschliches zu leisten vermag. Er wird daher immer schlechter sein als die auf ihn gerichteten, übermenschlichen Erwartungen. In seinem, von vielen als universellem Problemlöser verstandenen „Yes, we can“ steckt bereits der Kern des Scheiterns. Die Massen, die ihm jetzt zujubeln, werden dann die ersten sein, die Steine nach ihm werfen. All that can they do - kein Schupidu.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Heiliges und Unheiliges

1 Beitrag der Leser

  • Helga Moll

    // Nov 18, 2008 at 19:59

    Die Erwartungen werden wahrscheinlich nicht erfüllt werden können, aber vielleicht gelingen kleine Schritte, die denen helfen, die nicht so viel erwarten.
    Hoffnung ist das Letzte was stirbt…
    Gruß Helga

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Kommentar: