TROPISCHE FIEBERTRÄUME (2)

Abschied vom November

von Markus A. Maesel · 27.11.2008 · 2 Kommentare

Geerdet in der Ludwigshafener Gartenstadt, einer schläfrig pulsierenden Vorstadt im Herzen Europas. Ich sitze mit einer großen Tasse heißem Fencheltee am Küchentisch. Imperialistische Viren und Bakterien bombardieren gerade meinen Magen-Darm-Trakt mit ihren Giften, vergebens leistet meine Darmflora der Gastro-Apokalypse Widerstand. Mein Aktionsradius ist daher beschränkt, eben auf die Gartenstadt.

Mir bleibt der Blick in den kleinen, durch Spätherbst und Kälte gezeichneten Garten. Keinen Monat hasse und fürchte ich wie den November. Treibhauseffekt und Klimawandel hatte ich mir anders vorgestellt, vor allem von ihnen die Überwindung des Novembers erhofft. Ich sah in meinem Gärtchen Mangobäume und Bananenstauden wachsen, hatte bereits den süßlichen Geruch von roten und gelben Hibisken in der Nase, neben der Garage wollte ich den violetten Flieder durch ein Zimtbäumchen ersetzen. Im Sandkasten sollten Reispflänzchen gesetzt werden. Ich hörte schon das Zirpen der Zikaden, sah lethargische Geckos mit ihren Saugnapffüßen an der Hauswand kleben und aufgeheizte Brüllaffen, die ihrem Namen alle Ehre machten.

Stattdessen fliegt höchstens ab und zu fröstelnd ein rachitischer Amazonaspapagei vorbei. Diese Exoten, wie auch immer in die Freiheit gelangt, haben sich in den letzten Jahren mit mehreren Populationen im Rhein-Neckar-Raum breit gemacht und hoffen wie ich auf den Klimawandel. Aber da geht es uns wie den Zeugen Jehovas und ihrem nahen Weltuntergang. Es bleibt welkes Laub statt tropischer Blätterpracht.

Kategorie(n): Kurpfälzisches und Südwestdeutsches, Serielles und Fortgesetztes, Sonstiges und Undefinierbares

2 Beiträge der Leser

  • Winny Riedel-Kanu

    // Dez 28, 2008 at 11:54

    Lieber Markus, von den von Dir beschriebenen Auswirkungen des Klimawandels und des Treibhauseffektes traeume ich schon seit Jahren! Da mein Leben aber begrenzt ist, ziehe ich es vor, nicht so lange abzuwarten, sondern lieber den Winter in Suedostasien zu verbringen und Bananenstauden, exotische Fruechte und ein angenehmes Klima in Realitaet zu erleben.

  • Oliver Heintz

    // Nov 4, 2009 at 17:58

    Lieber Markus,

    wir muessen stark bleiben und da durch. Leider jedes Jahr von neuem. Hier bei uns in Suedbaden gibt es uebrigens immer mehr Bananenstauden und andere tropische Gewaechse zu sehen, es wird also.

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