MAGEN-DARM-VIREN

Die Gleichmacher

von Markus A. Maesel · 21.02.2009 · 1 Kommentar

„Vorm Tod sind alle Menschen gleich“, wird landläufig behauptet. So ein Blödsinn. Der Tod ist korrupt geworden, wie alle altehrwürdigen Institutionen des menschlichen Lebens. War er vor Jahrhunderten noch der große Demokratisierer, der ohne Ansehen der Personen mit seinem Pestbesen durch Hütten, Bürgerhäuser und Paläste fegte, durch Städte und Dörfer, über Äcker und Schlachtfelder, von Nord nach Süd, von Ost nach West, über Meere und Kontinente, so macht er heute Unterschiede. Beeindruckt durch die moderne Medizin -  er scheint technische Spielereien zu mögen - lässt er Menschen im Westen länger leben als im Osten, im Norden länger als im Süden, Reiche länger als Arme. Die materiell Unbedarften tritt er heutzutage um so härter und verächtlicher, lautmalerisch unterstreicht er ihnen gegenüber seine Macht mit Wirbelstürmen und Tsunamis.

Unbestechlich sind nur die Magen-Darm-Viren geblieben. Sie sind beständig und konservativ, von fast franziskanischem Gleichheitsdenken beseelt. Sie zwingen gnadenlos Reiche wie Arme, demütig die Kloschüssel umarmend, auf die Knie; beugen mit eiserner Faust gekrönte und ungekrönte Häupter über das Behältnis; ziehen ihnen mit letzter Konsequenz Schlemmereien und einfachste Speisen aus den entlegensten Winkeln der Magengrube bis zum bitteren Gallensaft. Sie belassen es nicht beim einmaligen Triumph; mehrmals hintereinander kosten diese kleinen Wesen, vielleicht aus einem Minderwertigkeitskomplex heraus, ihre Überlegenheit über die großen, oft selbstherrlich und selbstgefällig tönenden Zweibeiner aus.

Wenn es ihnen gefällt, lassen sie Putin und Obama um die Wette kotzen und legen damit die Weltpolitik lahm. Im Siegesrausch hört man die Magen-Darm-Viren mit unverhohlener Freude ihr „Choleradiruhrdiarrhoe“ jodeln. Heißt es nicht schon im Magnificat „Er stürzt die Mächtigen vom Thron“? Bereits der hl. Thomas Morus erkannte die wahren Machtverhältnisse auf dieser Erde und betete  „Schenke mir eine gute Verdauung, Herr …“. Dahinter können nur bittere Erfahrungen mit Magen-Darm-Viren stecken. Diesem Gebet schließe ich mich inbrünstig an; Entschuldigung, ich muss abbrechen, hoffentlich schaffe ich es noch, ich muss schon wieder rennen …

Kategorie(n): Heiliges und Unheiliges, Makaberes und Skurriles, Sonstiges und Undefinierbares

1 Beitrag der Leser

  • Anne

    // Mär 19, 2009 at 10:07

    Lieber Markus,

    Deine Betrachtungen angesichts Deiner Kloschüssel haben mich so richtig zum lauten Lachen gebracht und dies fördert bekanntlich die Gesundheit.
    Was wahr ist, ist halt wahr!
    Danke für die Medizin.

    Anne

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