NACHBARSCHAFTSSTREIT IN INDONESIEN

Pädophober Gockel

von Markus A. Maesel · 12.06.2009 · 2 Kommentare

Ludwigshafen - Frankfurt - Singapur - Manado - Kaima, nach zwei Tagen Reisezeit kommen wir im Heimatdorf meiner Frau im Nordosten der indonesischen Insel Sulawesi an. Sechs Stunden Zeitverschiebung, Jetlag - unsere Kinder machen die Nacht zum Tag. Nach dem langen Sitzen im Flugzeug toben sie herum; mit Hüpfen, Schreien, Springen und Singen treiben sie das nicht vorhandene Dezibelmessgerät zu beachtlichen Ausschlägen.

In Deutschland wäre längst ein griesgrämiger Nachbar klingelnd vor der Haustür gestanden und hätte mit kummerzerfurchtem Gesicht und vorwurfsvollem Blick darauf hingewiesen, dass er zum arbeitenden Teil der Bevölkerung gehöre und dass er diesen unerträglichen Lärm nicht länger aushalte. Hier auf Sulawesi regt sich kein Mensch auf. Denn im bevölkerungsexplodierenden Indonesien gehören Kinder zum Leben; stolz erzählen die Menschen von der Anzahl ihrer Kinder und Enkelkinder, wenn man ihnen begegnet.

Protest gegen unseren lärmenden Nachwuchs kommt hingegen von unerwarteter Seite. Gegen die nächtliche Ruhestörung erhebt plötzlich der Gockel auf dem Nachbargrundstück seine Stimme. Auf sein genervtes und anklagendes Kikeriki hin solidarisieren sich die Hähne der Umgebung mit ihm, Hunde schließen sich jaulend an. Und der kinderfeindliche Gockel versteht es, die Stimmung gegen uns anzuheizen. Als mein ältester Sprössling den Fehdehandschuh aufnimmt und zurückkräht, überschlägt sich der gefiederte Widerling. Seinem Krähen nach scheint er Lynchjustiz zu fordern.

Jetzt reicht es mir aber. Morgen gehe ich auf die Bank und tausche Geld um. Die Welt ist käuflich und auch dieser krähende Kinderhasser hat seinen Preis. Mit dem schrillen Klang des Cakalele-Rhythmus auf der Kopfjagdtrommel lasse ich sein wohlverdientes Ende einleiten. Sein Haupt werde ich gut sichtbar auf einem Bambusstab aufspießen lassen. Genüsslich werde ich ihn mir in Form von Hühnersuppe einverleiben. Das wird seine krähenden und kläffenden Mitstreiter hoffentlich zur Räson bringen. Sonst renne ich wieder zur Bank …

Kategorie(n): Geschichtliches und Völkerkundliches, Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Indonesisches und Manadonesisches, Tierisches und Pflanzliches

2 Beiträge der Leser

  • gerhard böhmer

    // Jun 13, 2009 at 12:48

    Hallo Markus, sehr amüsant die ersten Eindrücke von der weiten Welt, vorallem die These - alles ist käuflich - grins.
    Alles Gute noch und bleibt alle gesund und munter.

  • Bernd Sindel

    // Jun 18, 2009 at 23:35

    Lieber Markus,
    schoen, dass Ihr vier gut in Eurer zweiten Heimat gelandet seid. Wuensche Euch fuer die Wochen gute Erholung, tolle Erlebnisse und bleibende Eindruecke. Geniest die sicher viel zu kurze Zeit Eures Aufenthaltes und denkt nicht zu sehr an die daheim gebliebenen. Beste Gruesse und bis bald! Bernd und Susanne

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