Die Buslinie 75 fährt über die Bruchwiesenstraße in die Ludwigshafener Gartenstadt. Auf dem breiten, begrünten Mittelstreifen dieser stark befahrenen städtischen Verkehrsader verteilen sich die Plakate zur Bundestagswahl. „Wir haben die Kraft“, verheißt lächelnd die Kanzlerin von oben. Hat die evangelische Pastorentochter nicht den Zusatz „ … und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen“ vergessen? „Unser Land kann mehr“, versucht ihr Herausforderer Zuversicht zu versprühen. „Engagiert, erfolgreich“, wird über die lokale Statthalterin der Bundeskanzlerin verbreitet. „Weil sie uns näher steht“, heißt es über ihre Konkurrentin. „Arbeit muss sich wieder lohnen“, verkünden der Bundesvorsitzende und der Lokalmatador der Liberalen unisono. Zum jugendlichen Erscheinungsbild des Letzteren mag sein Kukident-Lächeln nicht so recht passen. „Reichtum besteuern“ und „Hartz IV abwählen“, poltert es von den grellroten Schildern der Linken. Die Grünen hausieren mit dem konservativen Innenminister als Schreckgespenst für bürgerliche Freiheiten. Dazwischen wirbt Konstantin Wecker mit seinem Konterfei verloren auf zwei Plakaten für das nächste Konzert. „Leben im Leben“ heißt sein Slogan.
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