AGROFORSTWIRTSCHAFT INDONESIEN

Die Kebong-Wirtschaft der Minahasa

von Markus A. Maesel · 04.02.2010 · 1 Kommentar

Die Kebong-Wirtschaft der Minahasa in Nord-Sulawesi (Indonesien) – Beispiel: Kaima

Definition Agroforstwirtschaft

In der Diskussion um die Zerstörung tropischer Regenwälder und Böden durch die Monokulturen der Land- und Plantagenwirtschaft wird in den letzten Jahren immer wieder die Agroforstwirtschaft als nachhaltiges Gegenkonzept genannt. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Neuentwicklung, sondern vielfach auch um den Rückgriff auf mannigfaltige Methoden traditioneller tropischer Landwirtschaft. Gemeinsam haben sie jedoch alle, dass gleichzeitig unter einer Oberschicht von Bäumen oder in deren Seitenschutz Kulturpflanzen angebaut werden. Die Pflege einer solchen mehrstöckigen Kultur steigert nicht nur die Flächenproduktivität, sondern bewahrt auch durch Artenreichtum die Böden vor Auslaugung. Gleichzeitig erschwert die Vielzahl an Produkten in kleinen Mengen deren Vermarktung, besonders in geografisch abgelegenen Lagen.

Was ist ein Kebong?

In dieser agroforstlichen Tradition bewegt sich auch die Kebong-Wirtschaft des Minahasa-Volkes, das den östlichen Teil der nördlichen Landzunge von Sulawesi besiedelt. Diese Landschaft wird ebenfalls Minahasa oder Manado, nach der zentralen Stadt, genannt. Die Minahasa sind eine Vereinigung mehrerer Stämme mit weniger als einer Million Menschen. Sie stehen kulturell den benachbarten Philippinen näher als Indonesien. Kein Volk Indonesiens unterhielt mit den niederländischen Kolonialherren so enge Beziehungen wie die Minahasa. Unter deren Einfluss wandelten sie sich auch von einer Kopfjagd-Kultur zu einem äußerlich sehr europäisch wirkenden Gemeinwesen. Die Minahasa sind im Gegensatz zur muslimischen Bevölkerungsmehrheit Indonesiens Christen.

Zwischen dem das Landschaftsbild beherrschenden 2000 m hohen Vulkankegel des Gunung Klabat und dem Palembean-Gebirgszug liegt in der Ebene das Dorf Kaima, in dem rund 2000 Minahasa-Tonsea leben. Es hat eine vorwiegend kleinbäuerliche Struktur, praktisch jede Familie verfügt über Kebong (auch: Kobong). Kebong (Manado-Malaiisch, auf Indonesisch: Kebun) bedeutet zunächst nur Garten oder Pflanzung. Kebong bezeichnet bei den Minahasa immer eine agroforstliche Nutzfläche, die sich in einiger Entfernung vom Haus befindet. Die ebenfalls agroforstlich genutzten Hausgärten werden Halaman depan rumah (Hof vor dem Haus) und Halaman belakang rumah (Hof hinter dem Haus) genannt. Der Halaman depan rumah hat aber häufig den Charakter eines Ziergartens.

Bei den Kebong lässt sich terminologisch ebenfalls eine Zweiteilung feststellen. Nur Kebong bezeichnet die Waldgärten, Kebong Peceh hingegen die „Schlammgärten”. Von Kaima ziehen sich zum Klabat hin ausschließlich Waldgärten, die allmählich in Bergdschungel übergehen. In Richtung Palembean-Berge existiert zunächst ein breiter Gürtel von Kebong Peceh, dann folgen ebenfalls Waldgärten, die auf den Bergkämmen einen Resturwald übrig gelassen haben. Am Klabat sind die Waldgärten eindeutig „Pufferzonen“ zwischen Naturwaldzonen und intensiv genutzten Agrar-, Infrastruktur- und Siedlungszonen. Nach Maydell und Scholz sind Haus- und Waldgärten die Prototypen agroforstlicher Landnutzung in den feuchten Tropen; besonders erfolgreich betrieben in Südostasien.

Nutzpflanzen im Kebong

An Bäumen und Stauden ist in den Waldgärten zunächst die Kokospalme zu nennen. Ihre Allgegenwart gibt der Minahasa und Nord-Sulawesi auch den Beinamen „The Land of Waving Coconut Palms“. Ihr Fruchtfleisch ist vor allem als Kopra für die Öl- und Fettgewinnung begehrt, das Holz für Fußböden und Möbel, die Blätter dienen als Brennholz. Nelken- und Muskatnussbäume sind ebenfalls sehr zahlreich im Kebong vertreten. Ihre Früchte bringen hohe Preise und spielen auch bei den Minahasa als Zutaten für Massagemittel in der traditionellen Medizin eine große Rolle. Nelken bilden zudem die Grundlage für die indonesische Nationalzigarette Kretek, von der täglich im Inselreich 100 Millionen Stück geraucht werden. Bananen sind als Pisang Mas („Goldbanane“), Pisang Ambon, Pisang Susu („Milchbanane“) und Pisang Sepatu („Schuhbanane“) sehr verbreitet.

Durch Anzapfen des Stammes der Zuckerpalme (Pohon Enau, Arenga saccharifera) wird Palmwein (Saguer) gewonnen. Palmwein ist zudem für die Essiggewinnung wichtig. Aus ihm wird auch der berüchtigte Cap Tikus – Rattenschnaps – hergestellt, der als Geißel der Minahasa bezeichnet werden muss. Die geschälten Zuckerpalmenfrüchte werden als Dessert geschätzt.

Sehr verbreitet ist auch der Durianbaum, dessen sowohl wohlschmeckende als auch stinkende Frucht in Südostasien an Beliebtheit ihresgleichen sucht. Als weitere Obstbäume finden sich in den Kebong Mango, Mangostane, Sternfrucht, Wasserapfel, Rambutan, Papaya, Langsat (Lansium domesticum) und Jackfrucht. An Zitrusfrüchten gibt es Zitronen, Limonen und die kleinen, duftenden Jeruk Purut. Zahlreich ist im Kebong auch der Zimtbaum vertreten, der in Indonesien Kayu Manis – süßes Holz – genannt wird. Kaffee wird für den Eigenbedarf angebaut und dient besonders den alten Leuten als Getränk. Der bis zu 50 m hohe Kapokbaum liefert den Menschen Wolle zum Stopfen von Kissen und Matratzen. In sehr entfernten, waldnahen Kebong kommt auch das begehrte Kayu Hitam („Schwarzes Holz“) oder Makassarebenholz vor, dessen Heimat vor allem Nord-Sulawesi ist. Auch finden sich in den Waldgärten nicht fruchttragende und wirtschaftlich weniger interessante Bäume, sofern sie Schatten spenden.

Unter und im Schutze der Bäume wachsen Bambus, Kakao, Avocado, Ananas, Tomate, Kürbis, Erdnuss, Aubergine, rote Zwiebeln, Mais, Gurke, Chili und Vanille; an Wurzel- und Knollengewächsen Maniok (Ubi Kayu), Taro (Ubi Talas/Ubi Keladi/Ubi Kia), Süßkartoffel (Ubi Meraya/Ubi Jalar) und Ingwer. In der Minahasa, aber nicht in Kaima, gedeihen auch Kartoffeln, Karotten und Tabak. Weiterhin liefern die Kebong ihren Besitzern wilden Honig.

Die Bäume und Pflanzen der Halaman – Hausgärten – entsprechen denen der Kebong. Es herrschen jedoch die Pflanzen vor, die tagtäglich in der Küche benötigt werden.

Die Kebong Peceh – die „Schlammgärten“ – unterscheiden sich von den Kebong und Halaman grundlegend. Hier werden in eingedeichten Feldern Reis und Kangkung (Wasserspinat) angebaut. Außerdem kommt dort Kolombi vor, eine Wasserschnecke, die gelegentlich den Speiseplan der Minahasa bereichert. Zu den Kebong Peceh zählen auch die eingedeichten Fischteiche. Die Kebong Peceh der Minahasa bilden neben den Haus- und Waldgärten ebenfalls eine agroforstliche Kategorie, da auf den Dämmen zwischen den Feldern und Teichen ebenfalls Bäume – Kokospalmen, Papaya und Bananen – angebaut werden.

Kebong und Halaman sind eng mit der Tierhaltung verknüpft. In den Kebong weiden Rinder, die sich vorwiegend von Rumput-rumputan („Unkraut“ oder besser Beikräuter) ernähren. Im Halaman belakang rumah werden im Gatter Schweine gehalten, außerdem auch Hühner und Hunde. Letztere dienen ebenfalls dem Verzehr. Die Hühner werden vorwiegend mit Mais gefüttert. Für die Schweine kocht man Dayong. Das ist ein Brei, der aus den Blättern, Stengeln und Wurzeln von Taro (Ubi Kia) sowie Reisspreu besteht.

In waldnahen Kebong kann man auch auf wilde Tieren stoßen, wie Affen, Wildschweine und die als Delikatesse geschätzten Waldratten.

Organisation der Arbeit im Kebong

In den Kebong wird täglich von morgens bis nachmittags gearbeitet. Als Werkzeuge sind das Buschmesser (Parang), die Hacke (Cankul) und auch noch der Grabstock (Linggis) im Einsatz. Die moderne Zeit hat mit der Motorsense (Mesin Paras) Einzug in den Kebong gehalten. Neben dem Mist aus der Viehhaltung wird heute auch Kunstdünger dem Boden hinzugefügt. Ebenso sind Insektizide eine Selbstverständlichkeit. Früher war aus religiösen Gründen Säen und Ernten an bestimmte Zeiten gebunden und mit entsprechenden Riten begleitet.

Das rasch wachsende „Unkraut“ wird in den Kebong nicht gänzlich gejätet. Es wird lediglich im Verhältnis zur Größe der Nutzpflanzen beschnitten. So können beispielsweise die Beikräuter bei Mangobäumen sehr hoch sein, während sie bei Tomaten und Mais niedrig gehalten werden müssen.

In den Kebong Peceh wird der Boden für die Reiskulturen mit Hilfe von Ochsen gepflügt. Das Wasser in den eingedeichten Feldern und Teichen muss immer im Fluss gehalten werden, da sonst die Ernte verdirbt und die Fische ersticken. Stehende Gewässer haben auch für die Anopheles-Fliege, die die Malaria überträgt, eine magische Anziehungskraft und werden somit schnell zur Zeitbombe.

Übersteigt die Arbeit im Kebong die Kräfte des Einzelnen, gibt es verschiedene Formen der Unterstützung:

1. Mapalus: Hierbei handelt es sich um traditionelle Gemeinschaften gegenseitiger Hilfeleistung in einem Dorf. Es gibt beispielsweise Mapalus für den Kebong, den Hausbau und Hochzeiten (Kuchen backen). Ein Mapalus umfasst ungefähr 10 bis 20 Personen.

2. Pekerja harian di kebun orang lain: Arbeit gegen Bezahlung für einen Tag. Der Arbeiter erhält 50000 bis 60000 Rupien (Stand: 2010, 2001 waren es noch 7000 bis 8000 Rupien), außerdem hat er Anrecht auf Mittagessen sowie Kuchen und Tee am Nachmittag. Die Arbeit dauert von 8 bis 16 Uhr.

3. Orang Kebong (Orang Kebun): Die „Kebong-Menschen“ arbeiten in den entlegeneren Wald- und Schlammgärten. Dort wohnen sie in einer kleinen Hütte und haben das Grundstück auch zu bewachen. Für ihre Arbeit werden sie nach jeder Ernte entlohnt. Die Höhe der Zahlung ist vom Ernteertrag abhängig.

Die Orang Kebong sind meist islamische Gastarbeiter aus den ärmeren Gegenden Javas und der Molukken. Sie ziehen mit der Zeit ihre Familien nach und bilden eigene Siedlungen. Diese muslimischen Inseln in der christlichen Minahasa bilden Zündstoff für die Zukunft, besonders wenn die Islamisierung des öffentlichen Lebens in Indonesien weiterhin zunehmen sollte. Eine solche Ansiedlung ist auch Kaima Indah. Sie wird vorwiegend von javanischen Familien bewohnt, insgesamt weniger als 100 Personen. Hierbei handelt es sich aber nicht nur um Orang Kebong, sondern auch um Händler.

Ursprünge der Kebong-Wirtschaft

Für die Definition der Agroforstwirtschaft sind traditionelle, indigene Methoden der Land- und Forstwirtschaft zwar nicht Voraussetzung, nehmen aber in der Praxis einen breiten Raum ein. Dabei wird mit Tradition oft das Bewahren von gutem altem Wissen aus Urzeiten, bessere Erfahrung gegen blinden Modernismus, aber auch Statik assoziiert. Deshalb soll an dieser Stelle die Frage erlaubt sein: Wie traditionell ist die Kebong-Wirtschaft der Minahasa eigentlich?

Fragt man in Kaima nach dem Wissen um die Methoden der Kebong-Wirtschaft, kann man hören, es handle sich um „kebudayaan dari nenek moyang“. Das bedeutet, es gehe auf die mythischen Stammeltern der Minahasa, Toar und Lumimuut zurück. Diese Aussage dürfte Musik in den Ohren vieler Agroforstwirte und Ethnologen sein. Überprüft man jedoch die Angabe anhand europäischer Quellen der frühen Neuzeit, so rückt die Urzeit in greifbare Nähe. Sie offenbaren eine dynamische Tradition der Minahasa sowohl in der Wirtschaftsweise als auch im Anbau und der Präferenz der Nutzpflanzen.

Ursprünglich beruhte die Landwirtschaft der Minahasa auf einem System von Wanderfeldbau (Shifting Cultivation). Das Kulturland (U’uman) wurde dabei unterschieden in

1. Land, das aktuell bebaut wurde

2. Land, das für 1 bis 2 Jahre brach lag

3. Land, das für 4, 5 oder 6 Jahre nicht bestellt wurde und inzwischen Früchte von jungen Bäumen trug

4. Land, das für viele Jahre öd lag und nun mit hohen Bäumen bedeckt war.

Dabei kann man davon ausgehen, dass die einzelnen Stufen des Anbausystems idealtypisch zu sehen sind und die Grenzen fließend waren. Ob damals innerhalb des traditionellen U‘uman bereits Kebong existierten oder sich erst später daraus entwickelten, lässt sich nicht feststellen. Die Kebong in ihrer jetzigen Form setzen jedenfalls europäisches Besitzdenken voraus, welches erst mit den Holländern kam. Heute werden alle Landbesitzrechte im Kantor Agraria in Tondano registriert.

Bei den Halaman ist ein hohes Alter unwahrscheinlich, da Minahasa-Dörfer ursprünglich nur aus zwei Reihen mit Langhäusern bestanden, die von einem Palisadenwall umgeben waren. Diese Siedlungsstruktur diente als Schutz gegen die Kopfjäger der benachbarten Dörfer. Die heutigen Halaman erinnern auch sehr an die mitteleuropäische Garteneinteilung.

Die Kebong Peceh sind nachweislich jüngeren Datums. So berichtet eine niederländische Quelle aus dem Jahre 1679, dass die Minahasa Ackerbau nur auf trockenen Feldern betrieben. Die nasse Reiskultur (Sawah) war ihnen unbekannt.

Einem ständigen Wandel waren auch die angebauten Kulturpflanzen ausgesetzt. Vor dem Kontakt mit den Europäern konzentrierte sich die Landwirtschaft der Minahasa auf den Anbau verschiedener Sorten Yams, Bananen und Taro. Im 17./18. Jahrhundert wurde unter holländischer Kolonialherrschaft der Anbau von Reis für die sich ebenfalls in niederländischem Besitz befindenden Molukken wichtig. Der Kaffeeanbau begann 1822 in der Minahasa. Unter dem Kaffeemonopol der niederländischen Regierung und dem damit verbundenen Zwangsarbeits- und Zwangsanbausystem wurde die Minahasa im 19. Jahrhundert zum größten Kaffeeproduzenten des Malaiischen Archipels. In dieser Zeit wurden als Nutzpflanzen auch Kakao (1826), Muskatnuss (1850er Jahre) und Tabak (etwas später) eingeführt, ohne jedoch größere Bedeutung zu erlangen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die Kokosnuss den Kaffee schrittweise in seinem Monopol abzulösen, da sich die Bevölkerung zunehmend gegen die ihnen abgepressten Arbeitsleistungen sträubte. Dementsprechend qualifizierten die Holländer die Kokosnuss als Frucht und Ernte des faulen Mannes ab. Nichtsdestoweniger war die Minahasa zu Beginn des 20. Jahrhunderts der größte Kopra-Produzent Indonesiens und noch heute hält Nord-Sulawesi diese Spitzenposition. Der Kokosnussanbau dominiert besonders im Küstenbereich. Gewinnträchtiger als Kokosnuss ist heute der Nelkenanbau, der besonders für die Kretek-Industrie auf Java von Bedeutung ist. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Minahasa zu einem der Hauptanbaugebiete für Nelken in Indonesien. Dass Nelken extreme Gewinne abwerfen können, zeigen die luxuriösen Häuser der Nelkenbarone in Sonder.

Zusammenfassend lässt sich über die land- und agroforstwirtschaftliche Tradition der Minahasa sagen, dass sie in ihrer heutigen Form höchstens zwei bis drei Jahrhunderte zurückreicht. Ihre Kebong-Wirtschaft ist ein ausgezeichnetes und gut belegbares Beispiel für Tradition im Wandel.

Was bedeutet der Kebong heute für die Minahasa?

Der Kebong ist die Lebensversicherung und das Rückgrat einer Minahasa-Existenz. Der Kebong dämpfte für viele Minahasa die katastrophale Wirtschaftskrise, die Ende 1997 in Südostasien und besonders Indonesien einsetzte. Es ist sicherlich auch der Absicherung durch die Kebong zu verdanken, dass es in der Minahasa im Gegensatz zu Java nicht zu blutigen Unruhen kam. Und die Minahasa waren stolz darauf, der friedliebende Ruhepol im über den Archipel hereinbrechenden Chaos zu sein. Minahasa, die keine ertragreichen Kebong besitzen, waren und sind allerdings darauf angewiesen, den Tangkoko-Nationalpark und andere geschützte Ressourcen zu plündern.

Die Kebong sind auch die Rücklage, die man angreift, um die höhere Schulbildung und die Heirat der Kinder zu finanzieren. Im Falle des Verkaufs bringen die dorfnahen Kebong die höchsten Preise.

Doch inzwischen drohen der Kebong-Kultur existentielle Gefahren durch ihre Träger selbst. Die jungen Minahasa betrachten die Arbeit in der Wald- und Feldwirtschaft als minderwertig und zeigen Desinteresse gegenüber dem überlieferten Wissen ihrer Eltern und Großeltern. Als Reaktion darauf legen die Alten wiederum keine generationsübergreifenden Kulturen wie Kokospalmen mehr an. Die Suche nach schnellem Geld nimmt zu. Traditionelles Wissen geht dabei für immer verloren, weil bei den Minahasa zwar eine durchgehende Alphabetisierung, aber keine Schreibkultur vorliegt.

Das Desinteresse der Jungen wird längerfristig zu einer vermehrten Fremdbewirtschaftung der Kebong durch muslimische Javaner und Molukker führen; das islamische Indonesien wird in der christlichen Minahasa prägender und bedrohlicher werden.

Inzwischen bauen reiche Minahasa luxuriöse Wochenendanwesen in abgelegene Kebong hinein. Damit wird nicht nur die lebensnotwendige Agrarfläche verringert, sondern auch zusätzliche Umweltbelastungen durch Müll und Abwässer geschaffen.

Der Ausblick zeigt: Die Kebong als Kulturlandschaft im Umbruch werden auch in Zukunft ein spannendes Thema bleiben.

Quellen und Literatur

Lundström-Burghoorn, Wil: Minahasa Civilization. A Tradition of Change. Göteborg 1981 (Gothenburg Studies in Social Anthropology, 2), S. 29-35. – Maesel, Markus A.: Ein Nationalpark zwischen Idylle und Abgrund. Zur Erhaltung des Tangkoko-Dua-Saudara auf Sulawesi müssen Natur- und Menschenschutz Hand in Hand gehen. In: Holz-Zentralblatt Nr. 54 v. 5.05.2000, S. 742. – Maesel, Markus A.: Kebong – eine Quelle bescheidenen Wohlergehens. Die agroforstliche Wirtschaft der Minahasa in Nordsulawesi (Indonesien) am Beispiel des Dorfes Kaima. In: Holz-Zentralblatt Nr. 39 v. 30.03.2001, S. 565/566. – Maesel, Markus A.: Ein Objekt vieler Begierden - die Muskatnuss. Baum von den Molukken mit weltpolitisch interessanter Geschichte bietet vielseitige Verwendungsmöglichkeiten. In: Holz-Zentralblatt Nr. 136 v. 12.11.2001, S. 1711. – Maesel, Markus A.: Stinkender Hochgenuss: Durian. In: Weltgefluester.de v. 12.03.2009. – Maydell, Hans-Jürgen von: Tropische Feuchtwälder. Siegen 1990 (= Wilhelm-Münker-Stiftung, Heft 27), S. 48/49. – Maydell, Hans Jürgen von: Agroforstwirtschaft/Agroforestry. Lexikon und Glossar / Dictionary and Glossary. Deutsch/Englisch–English/German. Hamburg 1993 (= Mitteilungen der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg, Nr. 173). – Scholz, Ulrich: Die feuchten Tropen. Braunschweig 1998 (= Das Geographische Seminar), S. 124. – Nutzpflanzenkunde. Begr. v. Wolfgang Franke, neu bearb. v. Reinhard Lieberei u. Christoph Reisdorff. 7.überarb. u. erw. Aufl., Stuttgart 2007. – Payer, Alois u. Margarete: Einführung in Entwicklungsländerstudien. 5. Grundgegebenheiten: Wald und Forst. In: Payer.de – Wallace, Alfred Russel: The Malay Archipelago. Chapter 17: Celebes (Menado). [Erstausgabe 1869 in zwei Bänden], eBooks@Adelaide, The University of Adelaide Library, 2009  .

Meinem Schwiegervater Ignatius „Uske“ Merung und meiner Ehefrau Shenny F. Maesel-Merung, beide sind Minahasa-Tonsea aus Kaima, verdanke ich entscheidendes Hintergrundwissen zur Kebong-Wirtschaft. – Über die Kebong-Wirtschaft habe ich bereits 2001 einen Beitrag in einer Fachzeitschrift veröffentlicht (vgl. Literaturliste). Als Grundlage für einen Vortrag, den ich am 27. Januar 2010 bei der Pollichia, Verein für Naturforschung und Landespflege, im Volkshaus in Ludwigshafen-Gartenstadt gehalten habe, wurde der Artikel aktualisiert und erweitert. Mit der Kebong-Wirtschaft konnte ich mich 1999, 2001, 2005 und 2009 bei meinen Aufenthalten in Kaima befassen.

Dr. Markus A. Maesel

Nutzpflanzen in den Kebong der Minahasa

Kategorie(n): Geschichtliches und Völkerkundliches, Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Indonesisches und Manadonesisches, Tierisches und Pflanzliches

1 Beitrag der Leser

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