SAUERSTOFFARMES SPRICHWORT

Glashaus und Steine

von Markus A. Maesel · 25.01.2011 · 1 Kommentar

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“ – wie oft ist bei uns in Deutschland dieser, jeden Widerspruch abschmetternde, jedes eigene Denken erstickende Satz zu hören. Dagegen begehrt der Schweizer Kapuzinerpater Walter Ludin auf: „Wer im Glashaus sitzt, werfe Steine, um frische Luft zu kriegen“. Und der tschechische Schriftsteller Pavel Kosorin gibt zu bedenken: „Das Glashaus beschleunigt das Wachstum, verzögert aber gleichzeitig das Reifen“.

Üben wir uns daher in der scheinbar paradoxen Kunst, gewaltlos, aber treffsicher Steine zu werfen. Seien wir Stein des Anstoßes. Zerstören wir die Glashäuser, durch die wir tagtäglich lautlos und ohne Fußabdruck schleichen. Erwachen wir zum Leben und hinterlassen wir Spuren mit vielen Erdkrümeln in einem zunehmend antiseptisch-uniformen gesellschaftlichen Umfeld.

[Anmerkungen: www.aphorismen.de ist immer eine erquickende Quelle für gute Zitate. Der Luzerner Kapuzinerpater, Journalist und Aphoristiker Walter Ludin führt seit 2005 ein eigenes Blog: www.kath.ch/nucleus/ludin.php. Der hl. Franziskus von Assisi, auf den die Kapuziner zurückgehen, gehört übrigens mit seinem Armutsideal zu den größten Glashauszertrümmerern der Kirchengeschichte].

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches

1 Beitrag der Leser

  • Heriman

    // Feb 12, 2011 at 11:58

    Hallo,

    Spuren zu hinterlassen ist gar nicht schlecht. Fragt sich halt immer, welche…

    Viele Grüße,
    Heriman

    PS: Danke auch für den Tip zu Ludin. Die Seiten lohnen sich wirklich.

    PPS: Glas ist eine amorph erstarrte Schmelze. Eine Alternative zum Zertrümmern von Erstarrtem ist das Schmelzen bis zum Fließen.

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