ABGEÄNDERTE HEILIGENLEGENDE

Diokletians Hoden

von Markus A. Maesel · 27.04.2011 · 0 Kommentare

Es ist der vorletzte Sonntag im Februar, der Winter meldet sich mit Kälte und einzelnen Schneeflocken zurück. Meine Familie sitzt im Schlafanzug am Frühstückstisch, wir reden über Gott und die Welt. Irgendwann sind wir beim hl. Sebastian angelangt, dessen Legende ich sodann meinen beiden Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter vorlese.

Sebastian war im 3. Jahrhundert, zur Zeit der Christenverfolgung, Offizier der Prätorianergarde unter dem römischen Kaiser Diokletian. Der Imperator schätzte den jungen Mann, der im Geheimen Christ war. Sebastian nutzte seine Vertrauensposition, um den verfolgten Glaubensgenossen in Rom zu helfen. Als Sebastian aufflog, forderte ihn Diokletian auf, seinem Glauben abzuschwören und sich zum Gottkaiser-Kult zu bekennen. Sebastian weigerte sich. So ließ ihn der Kaiser von numidischen Bogenschützen mit Pfeilen durchbohren. Sebastian überlebte schwer verwundet und wurde von einer Christin gesund gepflegt. Nach seiner Genesung erwartete er den Kaiser vor dem Tempel und protestierte gegen die Behandlung der Christen. Daraufhin ließ ihn Diokletian totprügeln.

Meine Kinder beschäftigt die Geschichte sehr, sie sind erzürnt über den Kaiser. Mit grimmigem Blick hadern sie mit dessen Verhalten. Plötzlich geht ein schalkhaftes Blitzen durch die dunklen Augen meines Sohnes, dann meint er: „Ich hätte dem Kaiser die Hoden abgeschnitten und ihm gesagt: Du bist nicht Gott“.

[Vgl. Max Bolliger/Ute Thönissen: Die schönsten Heiligenlegenden. Freiburg im Breisgau 2008, S. 13-15 (Sebastian); Artikel „Sebastian“ In: Ökumenisches Heiligenlexikon].

Kategorie(n): Geschichtliches und Völkerkundliches, Heiliges und Unheiliges

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