GRUNDZUSTAND

Leben ist Warten

von Markus A. Maesel · 21.09.2011 · 0 Kommentare

Meine U-Bahn bummelt zwischen Leinfelden und Stuttgart Hauptbahnhof vor sich hin. Warten. Bekomme ich noch den ICE nach Mannheim? Der Zug ist bereits abgefahren, der nächste kommt erst in mehr als einer halben Stunde. Ich tröste mich mit einer Pizza-Mohn-Stange. Warten. Mein ICE startet mit Verspätung. Warten. Vor dem Mannheimer Hauptbahnhof fährt mir die Straßenbahn nach Ludwigshafen vor der Nase weg. Warten. Am Berliner Platz in Ludwigshafen wurde die Haltestelle verlegt. Der Bus in die Gartenstadt will abfahren, laut dröhnt der Motor. Der Busfahrer zeigt Herz und öffnet nochmals die Türen für mich. Umleitungen folgen. Warten. Wie so oft. „Am Schluss ist das Leben nur eine Summe aus wenigen Stunden, auf die man zulebte. Sie sind; alles andere ist nur ein langes Warten gewesen“, sinnierte der Schriftsteller Erhart Kästner. Seine Melancholie ist ansteckend. Ich bin das Warten. Als Gott ans Warten dachte, hat er mich geschaffen.

[Erlebt am 20. September 2011 in öffentlichen Verkehrsmitteln].

Kategorie(n): Mobiles und Zugiges, Sonstiges und Undefinierbares

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