Vor Jahren hatte ich zwei Deutschlehrer aus Indonesien bei mir in Ludwigshafen zu Besuch. Das junge Pärchen war erstmals in Deutschland und war, wie könnte es auch anders sein, über vieles erstaunt. Große Verwunderung löste beispielsweise meine Garage aus, in der nur Fahrräder standen. Das war später noch lange Gesprächsthema in Indonesien. Ich meinerseits war irritiert, dass die beiden Junglehrer an einem Besuch des romanischen, altehrwürdigen Speyerer Domes, dem architektonischen Herzstück der Pfalz, keinerlei Interesse hatten. Sie drucksten herum, viel lieber wollten sie das Wohnhaus von Altbundeskanzler Helmut Kohl in Oggersheim sehen.
Für die Außenstehenden: Oggersheim ist ein Stadtteil von Ludwigshafen und nicht umgekehrt, auch liegt Ludwigshafen nicht bei Oggersheim – Missverständnisse, die in der aktiven Zeit des Kanzlers oft durch die Medien geisterten. Neben Helmut Kohl hat Oggersheim an Prominenten noch den Nationaldichter Friedrich Schiller aufzubieten, der hier im Herbst 1782 mehrere Wochen vor seinen schwäbischen Häschern Unterschlupf fand; außerdem die schwarze Madonna in der frühklassizistischen Wallfahrtskirche sowie die blonde Vox-Diva Daniela Katzenberger. Wenn auch die Ansichten der Stadtteilbewohner über Letztere gespalten sind.
Wir fuhren also mit Bus und Straßenbahn nach Oggersheim und liefen in die Marbacher Straße. Dort deutete ich auf einen großzügigen, funktional gebauten Bungalow: „Hier lebt Helmut Kohl“. Fassungslos und enttäuscht sahen meine Gäste erst sich, dann mich an. Sie hatten mit einem Palast gerechnet. „Ein indonesischer Präsident würde so nicht wohnen“, brach es aus ihnen hervor.
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