BERUFSVERKEHR

Lao-Tse in der U-Bahn

von Markus A. Maesel · 01.03.2012 · 1 Kommentar

Frühmorgens, Berufsverkehr in Stuttgart. Die U 5 donnert durch den Tunnel die Weinsteige hoch, über manchen Fenstern prangen in den Dachschrägen großformatige Gedichte. „Lyrik unterwegs“ heißt diese Aktion, die die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) seit 1987 in ihren Verkehrsmitteln durchführt. Ich nehme dieses Angebot gerne wahr, oft geben mir die Verse Denkanstöße, bringen Lichtblicke und Farbtupfer ins graue Pendlerdasein. Heute klebt über mir ein Gedicht des chinesischen Philosophen Lao-Tse. Ich muss es immer wieder lesen:

„Der Speichen dreimal zehn
Auf einer Nabe stehn.
Eben dort, wo sie nicht sind,
Ist des Wagens Brauchbarkeit.

Man knetet Ton zurecht
Zum Trinkgerät:
Eben dort, wo keiner ist,
Ist des Gerätes Brauchbarkeit.

Man meißelt Tür und Fenster aus
Zur Wohnung.
Eben dort, wo nichts ist,
Ist der Wohnung Brauchbarkeit.

Wahrlich:
Erkennst du das Da-Sein als einen Gewinn,
Erkenne: Das Nicht-Sein macht brauchbar“.

Den ganzen Tag hallen die Verse in mir nach, geben mir ein Gefühl von Freiheit, Zufriedenheit und Zuversicht.

Kategorie(n): Mobiles und Zugiges, Sonstiges und Undefinierbares

1 Beitrag der Leser

  • Heriman

    // Mär 21, 2012 at 01:03

    Wieso ist eben dort, wo die Speichen des Rades nicht sind, des Wagens Brauchbarkeit?

    Verstehe ich nicht, sorry.

    Grüße,
    Heriman

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