WEIHNACHTSFREIES BESCHERFEST

Kartenständer

von Markus A. Maesel · 23.12.2012 · 1 Kommentar

Zwei drehbare Ständer mit Weihnachtskarten stehen im Presseladen des Mannheimer Hauptbahnhofs, mit zig Motiven: Rotweiße Zipfelmützen mit und ohne Weihnachtsmann, Schlitten ziehende Rentiere, tiefweiße Schneelandschaften, überbordend geschmückte Tannenbäume, bunte Geschenkpakete, kitschige oder designte Engel. Sehnsüchte nach gepuderzuckerter Harmonie, sattem Wohlstand und heiler Welt machen sich breit. Eine Karte mit dem kargen Stall von Bethlehem und seinen Bewohnern suche ich in beiden Drehständern vergebens. Ein ärmliches Kind, das auf Stroh in einer Krippe liegt, würde die bürgerliche Harmonieerwartung, die hier propagiert wird, auch nur entweihen. Es wäre genau so störend, als wenn sich eine Schmeißfliege auf der nach Äpfeln duftenden Weihnachtsgans auf dem Festtagstisch niederlassen würde. Das weihnachtsfreie Bescherfest nimmt seinen Lauf. Krippe schreibt man nur noch mit G. Beim Mittagessen erzähle ich einigen Arbeitskollegen von meiner vergeblichen Herbergsuche im Mannheimer Hauptbahnhof. Als ich mich am nächsten Tag in den Weihnachtsurlaub verabschiede, drückt mir einer der Kollegen einen kleinen Holzstern in die Hand. In dessen Innern befindet sich die Heilige Familie als Laubsägearbeit abgebildet – Stern über Bethlehem …

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern von Weltgeflüster ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtfest.

Kategorie(n): Heiliges und Unheiliges

1 Beitrag der Leser

  • Anne Bünger

    // Dez 23, 2012 at 19:58

    Wir haben es doch hoffentlich noch alle in uns, das arme Kindchen auf ärmlichem Stroh. Meist verschwiegen und verschämt verborgen, aber immerhin, es lebt! Das merkt man ab und zu zur Weihnachtzeit in jedem Jahr.- Gott sei Dank!

    Frohe Weihnacht!

    Anne

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Kommentar: