Ich habe eine Schwäche für elegante Blumensträuße. Seit bestimmt 25 Jahren kaufe ich sie in demselben Blumenladen. Die beiden Männer, die ihn betreiben, sind sich einander mehr als zugeneigt und machen daraus auch keinen Hehl. Bilder zwischen Blumenkübeln, Gestecken und Antiquitäten zeigen gerne muskulöse Männerchoreographien. Ein Blumenstrauß ist für die beiden Floristen nicht eine Handvoll monotones Drachenfutter, sondern ein unverwechselbares Individuum. Sie fragen immer, ob das Blumengebinde für eine Dame oder einen Herrn sei, nach der Person und dem Anlass. Dann ziehen sie sich ins Hinterzimmer zurück und kommen kurz darauf mit einem kleinen Kunstwerk wieder heraus.
Gestern, am Vorabend des Valentinstages, kreuze ich wieder bei den Beiden auf. Ich möchte für meine Ehefrau einen Rosenstrauß, rot-weiß – den indonesischen Nationalfarben. Wieder überreicht mir der Florist ein kleines Kunstwerk und verabschiedet mich wohlwollend: „Ich wünsche Ihnen eine heiße, wilde Nacht“. Das heißeste Blumengebinde, das ich übrigens bisher bei meinen Blumenkünstlern bekommen habe, war ein Herbststrauß, in dessen Mitte phallisch-lüstern gestellt ein Maiskolben eingebunden war.
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