WETTERFRÖSCHE IM BUS

Bombiges Wetter

von Markus A. Maesel · 02.04.2013 · 0 Kommentare

In den beiden Frühbussen, die ich in Ludwigshafen benutze, regiert meist eine schläfrige Stille. Den Rotwein-Intellektuellen, der gelegentlich den Wall der Müdigkeit im Omnibus durchbrach und für Heiterkeit sorgte (vgl. Weltgeflüster-Beiträge „Rotwein & Co.: Busintellektueller“ und „Omnibustheologisches: Konfessionsgrenzen“), habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Das letzte Mal erlebte ich ihn abends in einer Straßenbahn, als er einem jungen Türken erklärte: „Der Prophet Mohammed hat nicht das Trinken, sondern das Saufen verboten. Ich selbst aber saufe und trinke nicht“. Gelegentlich hört man noch eine Frau mittleren Alters halblaut und hasserfüllt auf Pfälzisch Selbstgespräche führen. Sie hadert offensichtlich mit ihrem promiskuren Partner und dessen Gespielinnen. Vulgär stellt sie dabei immer wieder fest, dass Pfälzer Jungs („Pälzer Buwe“) nichts anderes im Sinn hätten, als Mannheimer Mädels an den Genitalien herumzuspielen. Als wenn es in der Pfalz keine erotischen Alternativen gäbe.

Heute stürzt eine Frau in den halbleeren Bus und verkündet schrill, dass es den ganzen April kalt bleiben solle. Sie habe das im Fernsehen in den Rheinland-Pfalz-Nachrichten erfahren. Ein Mann, der mir bereits als Liebhaber der „Nationalzeitung“ und deutscher Schäferhunde aufgefallen ist (vgl. Weltgeflüster-Beitrag „Kleindeutsches: Braune Fauna“), erläutert ihr in grimmiger Brummigkeit: „Des kummt alles vun denne Amis ihre Atombombeversuche“. Die Frau setzt lautstark noch einen drauf: „Un sogaar schneie soll’s“. Der Nationalbeseelte ist noch mehr erschüttert: „Furchtbar, un des noch dem kalte März. Ich sach’s doch – die Amis un ihr Atombombeversuche …“.

Kategorie(n): Kurpfälzisches und Südwestdeutsches, Mobiles und Zugiges

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