Abiturtreffen nach 30 Jahren in der „Linde“ gegenüber dem Schulzentrum Mundenheim, unserer alten Schule. Großes Rätselraten – wer ist wer. Ein ehemaliger Mitschüler frotzelt: „Wir kennen sie alle, doch wir erkennen sie nicht“. Grundlegende Feststellungen an diesem Abend: Die Zwei-Kinder-Familie hat sich durchgesetzt; seufzende Rückblicke auf pubertierende Kinder; Erleichterung, dass sie nun im Studium und erst einmal aus dem Haus sind.
Als Vater wesentlich jüngerer Kinder erschaudere ich bei diesen Schilderungen. Was habe ich noch vor mir. Bei meinem neunjährigen Sohn frage ich mich schon seit geraumer Zeit, ob es so etwas wie eine Vorpubertät gibt (?). Ich bin jetzt 51 Jahre alt – werde ich dann noch die Kraft haben, wenn die jugendlichen Hormonexplosionen um mich herum losgehen? Muss ich dann im Wohnzimmer einen Schützengraben ausheben und einen Schutzhelm aufziehen? Eltern-Kind-Beziehungen sind Kampfbeziehungen, hat mir einmal eine Kindergärtnerin erklärt. Wie oft falle ich jetzt schon an Wochenenden, an denen ich mich mit Sohn, Tochter und Ehefrau wegen Erziehungsfragen gestritten habe, frühabends völlig erschöpft ins Bett.
Neulich kam nach einem solchen Tag meine sechsjährige Tochter an meine Ruhestätte, lächelte mich mit ihrer gewinnenden Art an, umarmte mich und sagte: „Du musst froh sein, dass du in deinem Alter noch Kinder hast“. Mit dem weißen Fähnchen der Kapitulation in den Händen ließ sie mich zurück.
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