WORTKOSMETIK

Arbeit ohne Arbeit

von Markus A. Maesel · 07.09.2013 · 1 Kommentar

Seit mehr als einer Dekade gehen Personalmeldungen von Firmen über meinen Schreibtisch, die ich für die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift redaktionell zu bearbeiten habe. Deren Stil und Wortwahl haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Die heute in Pressemitteilungen vorgestellten Menschen haben in früheren Positionen „Erfahrungen gesammelt“ und ihr „Fachwissen intensiviert“. Sie „suchen neue Herausforderungen“ und möchten sich „neuen Aufgaben stellen“. Sie „unterstützen“ und „verstärken“ Teams; sind „operativ“ und „strategisch“ tätig, „verantworten“ irgendetwas. Die Begriffe „Arbeit“ und „arbeiten“ meiden die PR-Fachleute in ihren Buchstabenergüssen dabei wie der Teufel das Weihwasser; sie scheinen entgegen dem bekannten Sprichwort doch zu schänden. Womöglich wird in einem weiteren Schritt der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ durch den „Tag des Erfahrung-Sammelns“ ersetzt. „Arbeit“ und „arbeiten“ klingt für die gestylten jungdynamischen PR-Trendsetter nach Schmutz und „Blauem Anton“. Der „Blaue Anton“ kommt übrigens in der deutschsprachigen Wikipedia mit ihren mehr als 1,6 Millionen Artikeln überhaupt nicht vor. Wer sollte ihn auch in der sterilen Internet-Welt anziehen.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches

1 Beitrag der Leser

  • Oliver Heintz

    // Sep 8, 2013 at 08:34

    Einheitsssossen-BlaBla allenthalben, ob in Wirtschaft oder Politik und mittlerweile auch den grossen NRO’s, sicher auch bald in der Kirche…
    Und ‘dynamisch’ ist zumeist nur noch ein Synonym fuer ’skrupellos’

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