SCHULBEISPIEL

Integrationshintergrund

von Markus A. Maesel · 11.02.2014 · 0 Kommentare

In Ludwigshafen am Rhein hat inzwischen jedes zweite Kind einen sogenannten Migrationshintergrund. Bei einem Tag der offenen Tür an einem örtlichen Gymnasium stoße ich auf außergewöhnliche Integrationshintergründe. Stolz – wie kein anderer – erzählt uns ein afrikanischer Junge aus der 5. Klasse von seiner Schule, wie toll hier alles sei. Er ist in diesem Augenblick nicht nur sympathischer und glaubwürdiger Botschafter der Bildungseinrichtung, sondern die Inkarnation des Gymnasiums selbst. Lange unterhalte ich mich mit einer türkischstämmigen Lehrerin. Sie vertritt mit Begeisterung das Fach Latein an der Schule, sie schwärmt vom römischen Trier. Engagiert zeigt sie mir den Nachbau römischer Gebäude aus Papier, darunter auch die Porta Nigra, die sie in einer Projektwoche mit ihrer 8. Klasse angefertigt hat. Nicht ohne Stolz betont sie, dass die Schule sogar einen Leistungskurs Latein habe. Im Menschengewimmel sticht ein muslimisches Ehepaar hervor. Es könnte aus dem afghanisch-persischen Raum kommen. Der Mann trägt einen beachtlichen angegrauten Patriarchenbart. Seine Frau ist in einen schwarzen Tschador gehüllt, ihr Gesichtsschleier lässt ihr nur einen schmalen Sehschlitz als Fenster zur Außenwelt. Sie möchte ihr Kind unbedingt an dieser Schule haben, da im Gymnasium in ihrer Nachbarschaft zu viele Ausländerkinder seien. Integration geht oft wundersame Wege, jenseits der vermuteten Pfade.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches

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