Knackig kalt ist es am Berliner Platz in Ludwigshafen. Ein steifer Wind zieht durch die überdachte Straßenbahnhaltestelle. Schräg vor mir steht ein Mann mit schwarzer Kapuzenjacke, die blaue Baseballmütze fest auf den Kopf gezogen. Auf der Vorder- und Rückseite seiner Jacke ist ein Wolfsrudel abgebildet, je drei gereihte Wolfsköpfe zieren seine Ärmel. In der Hand hält er eine Hundeleine, an deren Ende ich einen Schäferhund oder einen Husky vermute. Stattdessen schaut mich etwas gequält ein leicht übergewichtiger Mops an. Frierend kuschelt er sich zwischen den Beinen seines Herrn an dessen graue Jogginghose. Mopsfidel sieht anders aus. Ob sein Herr im Zwiespalt zwischen Mops und Wolf steht? Mit Wölfen hat es der Tierfreund derzeit in der Öffentlichkeit leichter, sie liegen im naturschützerischen Trend. Verkündete der Mopsbesitzer laut mit stolzem Blick auf seine Kapuzenjacke: „Ich mag Wölfe“ – interessierte Blicke der Wartenden an der Haltestelle wären ihm sicher. Dagegen würden züchtigende Frauenhände sein Anlitz verunstalten, wenn er erklärte: „Ich liebe Möpse“. Kein Bekenntnismut ohne Opfer. So war es schon immer.
[Erlebt am 1. April 2015].
Noch keine Beiträge der Leser
Hinterlassen Sie einen Kommentar