NEUE ALTE ERKENNTNIS

Marode Bahn

von Markus A. Maesel · 03.12.2015 · 1 Kommentar

Gerade verkünden die Zeitungen groß, was Berufspendler schon lange wissen: Die Deutsche Bahn ist marode, defizitär; mit Dauerpannen, Serviceunfähigkeit und Verspätungen behaftet; durch fanatische Lokführerstreiks geschwächt. Doch für Fernpendler ist weder das Auto noch der Fernbus eine Alternative. Sie bleiben den Launen des Monopolisten ausgeliefert. Als ich neulich wieder abends müde im Zug von Stuttgart nach Mannheim saß, geschah jedoch Erstaunliches. Der Zugbegleiter kontrollierte wie üblich meine Jahreskarte, ein so genanntes „Stammkundenabo“. Dann schaute er mir freundlich ins Gesicht und sagte: „Danke, dass Sie uns noch die Treue halten“. Seine Offenheit berührte mich und stimmte mich für die nächste Zeit milder.

Gar eine spirituelle Seite des unzuverlässigen Bahnreisens hat Petra Kaster entdeckt und in einer Karikatur festgehalten: Eine Gruppe buddhistischer Mönche sitzt bei ihrem Lehrer, der auf einem Zen-Kissen thront. Vor ihm brennt ein Öllicht. Einer der Jünger fragt: „Wie lernt man am schnellsten, all seine Wünsche und Pläne loszulassen, Meister..?!“ „Fahrt mit der Bahn“, rät er seinen Schülern (Zur Karikatur). „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten“ hieß ein Buch des US-amerikanischen Autors Robert M. Pirsig, mit dem er in den 1970er Jahren den Nerv seiner Zeitgenossen traf. „Zen und die Kunst mit einem ICE zu fahren“ würde derzeit sicher ebenfalls eine Lücke auf dem Buchmarkt füllen und die vorweihnachtlichen Kassen klingeln lassen.

Kategorie(n): Heiliges und Unheiliges, Kurpfälzisches und Südwestdeutsches, Mobiles und Zugiges

1 Beitrag der Leser

  • Herwig

    // Dez 16, 2015 at 14:53

    Deutschland ein Entwicklungsland?

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