WEIHNACHTEN 2020

Stall in Betlehem erfüllt Corona-Regeln

von Markus A. Maesel · 23.12.2020 · 0 Kommentare

Dezember 2020. Das Corona-Virus hat Europa wieder in seinen Würgegriff genommen, stärker als je zuvor. Infektions- und Todesfälle übertreffen die schlimmsten Erwartungen. Die Gemeinwesen im Lockdown: Schutzmasken, Abstandhalten, Desinfektion, Schließung von Geschäften, Lokalen, Kultur- und Bildungseinrichtungen, zu schlechter Letzt auch nächtliche Ausgangssperren. Wer jetzt noch Party feiert, tanzt mit Corona einen traurigen Tango am Rande des gesundheitlichen Abgrundes.

Das Beste wäre nach den Seuchenexperten, vollständig isoliert zuhause zu bleiben. Schon der französische Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal wusste im 17. Jahrhundert: „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen“. Die menschliche Natur braucht trotz allem soziale Zugeständnisse. So dürfen sich nun noch maximal fünf Personen aus zwei Hausständen zuhause oder in der Öffentlichkeit treffen. Kinder unter 14 Jahren werden dabei nicht gezählt.

Krippe in der Wallfahrtskirche Schönenberg, Ellwangen (Ostwürttemberg) – Foto: Maesel

Doch an Weihnachten soll es Lockerungen geben, damit doch noch irgendwie ein hyggeliges Familienharmoniebescherfest möglich sei. Mit Angstschweiß im Gesicht öffnen die Behörden die Corona-Todesfalle Weihnachten, mahnen aber dennoch, die Katastrophe sehend, lieber ganz auf weihnachtliche Treffen und Gottesdienste zu verzichten. Der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer könnte dieses Jahr länger stehen als die wacklige Tante Frieda, die unbedingt zum Fest der Feste ihre Quarantäne verlassen möchte. Nach Luft japsend unter dem Atemgerät liegend. Atemlos durch die Nacht.

Denn das Virus ist konsumfeindlich, atheistisch, disharmonisch und hasst menschliche Geselligkeit. Da hilft auch keine freiwillige Vorquarantäne, damit sich an Weihnachten die Kernfamilie mit vier weiteren, nicht zum Hausstand gehörenden Personen treffen kann. Und zudem die Gäste aus allen Himmelsrichtungen kommen dürfen.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang einmal das biblische Urereignis, die karge orientalische Krippe im Stall zu Bethlehem statt dem geschmückten nordischen Weihnachtsbaum in unseren Wohnzimmern. In dieser Notbehausung waren, vollkommen den deutschen Corona-Regeln entsprechend, mit Maria und Josef zwei Personen eines Hausstandes versammelt. Das Jesuskind zählt dabei nicht mit, weil es zu diesem Zeitpunkt unter 14 Jahre alt war. Auch zählen nicht Ochs und Esel als tierische Gesellschaft Jesu. Die Hirten, die nach dem Auftritt des Engels auf den Feldern zu Besuch kamen, blieben wohl, wenn man Krippendarstellungen glauben darf, mit mindestens 1,5 m Sicherheitsabstand vor dem Stall stehen. Mit dieser Szenerie sind sogar die strengen vorweihnachtlichen Corona-Regeln übererfüllt.

Wenn die Stifter des Weihnachtsfestes schon in besinnlicher Kargheit den heiligen Augenblick genießen konnten, schaffen wir das auch. Und den hyggeligen, konsumschreierischen, Menschenmassen anziehenden Weihnachtsmann sperren wir bis nächstes Jahr in den Kellerschrank. Vielleicht auch für immer, wenn wir erkennen, dass Weihnachten mehr ist als das bürgerliche Bescherfest. Nolite timere. Fürchtet euch nicht vor Neuem.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Heiliges und Unheiliges

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