Einträge gespeichert als 'Indonesisches und Manadonesisches'

MANNBARKEITSRITUAL

Das Fahrtenmesser

15.09.2015 · Keine Kommentare

Meinem Sohn wollte ich zum 12. Geburtstag ein Fahrtenmesser schenken. Kein nepalesisches Gurkha-Messer, kein Marines-Kampfmesser mit Blutrinne, einfach nur ein traditionelles Fahrtenmesser. Ich dachte dabei an den Klassiker „Linder Fahrt- und Pfadfindermesser“ mit silbernem Lilienemblem auf schwarzem Griff, 14,1 cm Klingenklänge und 5 mm Klingenstärke, rostfreiem Stahl, nicht übertrieben scharf geschliffen, Metallscheide, seit Generationen baugleich. […]

GECHILLT

Mit Papa allein zu Haus

09.08.2015 · Keine Kommentare

Mama ist nach Indonesien geflogen zur Goldenen Hochzeit ihrer Eltern. Schon Wochen zuvor hat die Tochter deswegen geschluchzt und geweint, allein mit Papa ohne Mama. Hat sie Angst, dass sich das gemütliche Zuhause während Mutterns Abwesenheit in ein Bootcamp und Papa sich in Major Pain verwandelt? Der ältere Bruder ist nach den hektischen mütterlichen Reisevorbereitungen […]

TRIER

Goldfischs Rache

12.06.2015 · 1 Kommentar

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert schlendere ich wieder das Zurlaubener Ufer in Trier entlang. Die barocke Häuserfront, hinter der früher die Fischer der Stadt lebten, beherbergt heute eine Abfolge von Wirtshäusern. Neun Kneipen auf 100 Metern sollen es sein. Kein Wunder bei diesem fantastischen Moselblick von den Biergärten aus. Hier hören die Menschen nicht die […]

MIGRATIONSHINTERGRUND

Pässe

23.06.2013 · Keine Kommentare

Meine sechsjährige Tochter, wie bekannt mit deutsch-indonesischen Wurzeln, stellt fest: „Papa, ich habe einen deutschen Pass, mein Bruder hat einen deutschen Pass, Mama hat einen indonesischen Pass und du – du hast einen pfälzischen Pass“.

OGGERSHEIM

Falsche Erwartungen

10.02.2012 · Keine Kommentare

Vor Jahren hatte ich zwei Deutschlehrer aus Indonesien bei mir in Ludwigshafen zu Besuch. Das junge Pärchen war erstmals in Deutschland und war, wie könnte es auch anders sein, über vieles erstaunt. Große Verwunderung löste beispielsweise meine Garage aus, in der nur Fahrräder standen. Das war später noch lange Gesprächsthema in Indonesien. Ich meinerseits war […]

WATERLOO

Mathematik

23.09.2011 · Keine Kommentare

Das Fach Mathematik war von Anfang an die Achillesferse meiner Schullaufbahn. Mein Vater spottete über mich: „Deutsch und Religion sehr gut, Mathematik sechs“. Der Mathelehrer an der Realschule: „Maesel, was stützt Du den Kopf, Stroh wiegt doch nicht viel“. Nach dem Gymnasium, als das Urnenmodell von Kolmogorov beinahe mein notenmäßiges Waterloo geworden wäre, schwor ich […]

GUMMIZEIT

Gebremst nach Kinshasa

08.06.2011 · Keine Kommentare

Ein deutsch-indonesischer Albtraum durchwühlt meinen Schlaf. Ich träume, dass wir günstige Flugtickets nach Sulawesi, der Heimatinsel meiner Frau, ergattert haben. Allerdings mit einer obskuren Fluggesellschaft namens „Air Zaire“, die mit Zwischenstopp in Kinshasa (Kongo) den Sukarno-Hatta-Airport in Jakarta anfliegen will. Air Zaire startet jedoch nur von einem entlegenen deutschen Flughafen aus. Da die Maschine frühmorgens […]

MEDIALES

Wie das Fernsehen in mein Leben zurückkehrte

31.05.2011 · 2 Kommentare

Meine Entfremdung von der Glotze setzte mit dem Start des Privatfernsehens ein. Als ich Mitte der 90er Jahre Single mit eigenem Haushalt war, zog ich einen Schlussstrich, warf den Fernsehapparat hinaus und meldete ihn ab. Seitdem hatte ich Besuch von der Gebühreneinzugszentrale (GEZ). Bereitwillig führte ich deren Vertreter durch das Reihenhäuschen, vom Dachboden bis zum […]

HYMNISCHES

Das Fußballlied

04.05.2011 · Keine Kommentare

Das „Fußballlied“ fasziniert meinen kleinen Sohn seit der letzten Weltmeisterschaft. Immer wieder hörte er es sich auf Youtube an, Schritt für Schritt lernte er dessen Verse auswendig. Am Wochenende ertönte die Melodie schon frühmorgens aus dem Schlafgemach: „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland …“. Über das Wort „Unterpfand“ stolperte er lange, aber […]

SEILHERSTELLUNG IN INDONESIEN

Tali ijuk

13.04.2011 · Keine Kommentare

Ignatius Merung wurde bereits als letzter traditioneller Besenbinder in Kaima, einem Minahasa-Tonsea-Dorf im Nordosten der indonesischen Insel Sulawesi, vorgestellt (vgl. Weltgeflüster-Beitrag „Sapu lantai“). Aber Besenmachen ist für ihn nur eine von mehreren Tätigkeiten. Gelegentlich dreht er für den Hausgebrauch auch auf traditionelle Art und Weise Seile (Tali). Dafür benutzt er die rosshaarähnlichen, schwarzen Fasern des […]

VERSTIMMUNG

Trauriges Klavier

30.03.2011 · 1 Kommentar

Die folgende Geschichte hat mir vor dreizehn Jahren eine Indonesierin aus Jakarta erzählt. Sie soll sich in ihrer Nachbarschaft zugetragen haben. Dort lebte ein Kind, dessen Eltern einen gewissen Wohlstand erreicht hatten und ein Klavier besaßen. Das Kind war schwerkrank und verbrachte die meiste Zeit an dem Instrument. Seine Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte, die gesamte Traurigkeit […]

ADLER UND GARUDA

Schwiegermutters Heimflug

23.03.2011 · Keine Kommentare

Meine Schwiegermutter fliegt nach Indonesien zurück. Es ist Anfang September 2007. Drei Monate war sie in Deutschland, um ihre Tochter mit dem Neugeborenen zu unterstützen. Zwanzig Kilogramm Reisegepäck darf sie haben. Die vielen Mitbringsel, die sie in ihrem Schlafzimmer gestapelt hat, wiegen deutlich mehr. Übergepäck im Flugzeug ist teuer, -zig Euro pro Kilogramm. Meine Frau […]

BESENKUNST AUS INDONESIEN

Sapu lantai

16.03.2011 · Keine Kommentare

Aussterbende Handwerke sind nicht nur ein europäisches Phänomen, wie der Autor bei seinem Indonesien-Aufenthalt im Juli/August 2001 feststellen musste. Bei den Minahasa-Tonsea, die den äußersten Nordosten der Insel Sulawesi besiedeln, konnte er Ignatius Merung, den letzten traditionellen Besenbinder des 2000-Seelen-Dorfes Kaima, über seine Arbeit befragen und diese fotografisch dokumentieren. Herausgekommen ist die Spurensicherung eines Handwerks, […]

URLAUBSERFAHRUNG

Stuttgart ist überall

23.02.2011 · 1 Kommentar

Wie schon oft geschildert, bewege ich mich als Berufspendler werktäglich zwischen Ludwigshafen am Rhein und Stuttgart hin und her. Das ist zeitraubend und kräftezehrend. Im Urlaub versuche ich daher, vollkommen von der Fernpendelei und vom Arbeitsort abzuschalten. Ich käme in dieser Zeit nie auf die Idee, in die Schwabenmetropole zu fahren, obwohl ich samstags mit […]

ANREGUNG AUS INDONESIEN

Fiskalischer Vulkanismus

20.01.2011 · 1 Kommentar

Bei dem Journalisten und Reiseschriftsteller Richard Katz, der sich 1929 in Niederländisch-Indien (heute: Indonesien) aufhielt, gefällt mir immer wieder die folgende Notiz:
„Erzählt der zweite Steuermann: Als der Vulkan platzte bei Flores, jagten wir hin mit Ärzten und Essen. 1500 Menschen sind tot! hieß es. Drei Dörfer ausgerottet! Es war schrecklich. Überall schrien die Braunen: ‚1500 […]