ARBEITSWELT

Innere Freiheit

von Markus A. Maesel · 09.10.2014 · 0 Kommentare

Morgens, kurz vor sechs, ist die S-Bahn zwischen Ludwigshafen-Mundenheim und Mannheim voller müder, in sich gekehrter Menschen. Nur ein aufgedrehter Zecher, noch beseelt vom Rausch der Nacht, quasselt lautstark ohne Unterlass. Niemand geht auf sein Gerede ein. Kampfeslustig schaut der alte Mann durch die Reihen, dann brüllt er: „Geht ihr zur Arbeit, ihr Sklaven?“ Wieder keine Reaktion der schlaftrunkenen Mitreisenden. Resigniert und erschöpft lässt sich die alkoholisierte Freiheitsstatue in ihren Sitz zurückfallen. Sein Aufschrei hallt in mir noch lange nach. Wie werde ich trotz aller Fremdbestimmung und Zwänge der Arbeitswelt nicht zum Sklaven?

Nach mehreren Wochen kommt mir morgens im Eurocity spontan in den Sinn: Ich möchte niemandem etwas verkaufen, mir nichts verkaufen lassen, mir selbst nichts verkaufen, niemanden verkaufen, mich nicht verkaufen und nicht verkauft werden. Verkauf und Sklaverei gehören zusammen. Vielleicht ist das eine Antwort – meine Antwort für mich. Nachdenken werde ich über die rauen Worte des Zechers noch öfter. Und nach weiteren Antworten suchen.

Kategorie(n): Gesellschaftliches und Wirtschaftliches, Mobiles und Zugiges

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