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Gerhard

von Markus A. Maesel · 30.09.2017 · 0 Kommentare

Ein Sonnentag auf einem vorderpfälzischen Waldfriedhof. Wir tragen Gerhard zu Grabe. 57 Jahre, nach jahrelanger Krankheit. Ein froher, lebensbejahender Mensch mit einem starken Gottesglauben. Er bezeichnete sich gerne als „Sonntagskind“, an einem Sonntag geboren und fast zeichenhaft auch an einem Sonntag gestorben. Bis zuletzt habe er sich die innere Freude bewahrt, sagt der Pfarrer. Die Tumore in seinem Bauch versuchten vergeblich auch noch diese zu zerfressen. Er liebte das Leben bunt. Deswegen bat er seine Begleiter auf dem letzten Weg, auf Trauerkleidung zu verzichten. Die Tochter erzählt den schluchzenden Trauernden, wie er als Kind die mütterlichen Nutella-Vorräte geplündert habe und wie er mit ihr nochmals Kind wurde.

Wenn es Gerhard schlecht ging, zog er sich zurück, wollte in Ruhe gelassen werden, meldete sich aber wieder, wenn es ihm besser ging. In diesen Zeiten rang er mit sich, seinem Schicksal und mit Gott. Vor knapp vier Jahren schrieb er mir nach einer solchen Phase: „Die ersten 12 Monate nach der Krebs-OP waren die schlimmsten in meinem Leben, wollte nicht mehr leben und vom lieben Herrgott hörte ich eh nichts. Dachte ich, heute weiß ich es besser, er war ständig bei mir – doch ich hörte ihn nicht. Mein Klagen war zu laut – grins“. Ein anderes Mal mailte er mir: „Willst Du Gott zum Lachen bringen, mache einen Plan …“.

Beim Sterbeamt in der Pfarrkirche dringt die pralle Nachmittagssonne durch das Mittelfenster des Chorraumes. Lichtflut in einem Meer von Sonnenblumen.

[Erlebt am 28.09.2017].

Kategorie(n): Heiliges und Unheiliges, Sonstiges und Undefinierbares

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