BEILSTEIN

Der treue Husar

von Markus A. Maesel · 26.10.2016 · 0 Kommentare

Moseltouristen lieben das pittoreske Fachwerkstädtchen Beilstein, das von einer barocken Karmelitenkirche und der Burg Metternich überragt wird. „Dornröschen an der Mosel“ nennt sich die wohl kleinste Stadt Deutschlands. Aus einem Weinkeller in der Bachstraße erklingen kräftige Akkordeonklänge; laut und fröhlich ertönt aus vielen, mit Riesling befeuchteten Kehlen:

„Es war einmal ein treuer Husar,

Der liebt’ sein Mädchen ein ganzes Jahr,

Ein ganzes Jahr und noch viel mehr,

Die Liebe nahm kein Ende mehr“.

Wenn man die weiteren Strophen des Gassenhauers kennt, eigentlich ein tieftrauriges Lied, in dessen Verlauf das schwerkranke Mädchen des Husaren stirbt. Doch Weinselige und Fasnachter, besonders aus dem Kölner Raum, interessiert nur die erste Strophe und die muss für unbeschwerten Frohsinn herhalten.

Neugierig schaue ich in den Winzerkeller hinab. Das sangesfreudige Publikum ist zweifellos dem Rollator näher als dem feurigen Husarenross. Und die meisten Liedschmetterer würden einen Herzinfarkt bekommen, wenn ein fesches Husarenmädchen tatsächlich auf sie zugehen würde. Doch jede Generation braucht ihre Träume, bis zuletzt.

[Erlebt am 16.10.2016].

Fähre über die Mosel nach Beilstein, Sommer 2016

Kategorie(n): Kurpfälzisches und Südwestdeutsches, Sonstiges und Undefinierbares

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