LATEIN HOCHAKTUELL

Mater omnium pyrobolorum

von Markus A. Maesel · 12.05.2017 · 0 Kommentare

GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast (MOAB) hat erstmals zugeschlagen, mit voller Wucht. Die stärkste nichtatomare Bombe der USA tötete gerade knapp 100 Dschihadisten in ihren afghanischen Tunnelanlagen. Der Tod ereilte sie, bevor sie anderen den Tod brachten. „Mutter aller Bomben“ nennen die amerikanischen Militärs liebevoll ihre Supervernichtungswaffe. Eine Bezeichnung, die weltweit Protest und Empörung hervorrief. Schließlich sei der Begriff Mutter mit Leben geben und erhalten verbunden.

Auch der Papst gab über Radio Vatikan seiner Betroffenheit über diese Wortschöpfung Ausdruck. Stilecht in den Nuntii Latini, den lateinischen Nachrichten des Radiosenders. Die Sprachartisten des Kirchenstaates bewiesen dabei wieder einmal, dass Latein keine tote Sprache ist, und übersetzten wortgewaltig die „Mutter aller Bomben“ als „mater omnium pyrobolorum“. Man müsste einmal den Begriff zur Verwirrung der Leser in eine Neuauflage von Julius Caesars „De bello Gallico“ einschmuggeln. Der geniale und selbstverliebte Feldherr würde dann als Sieger des Gallischen Krieges in einem noch helleren Licht erstrahlen und mit einem noch größeren Lorbeerkranz durch die Weltgeschichte schreiten.

Für jeden neuen Begriff unserer Zeit findet der Vatikan für seine offiziellen Verlautbarungen eine lateinische Entsprechung. Aber nicht immer so glücklich und zielgenau, wie beispielsweise „placenta compressa“ für Pizza und „tunicula minima“ (Kurzhemdchen) für Minirock beweisen. Verweilen wir lieber bei „mater omnium pyrobolorum“.

[Quelle: Radio Vatikan, Nuntii Latini vom 10. Mai 2017].

Kategorie(n): Geschichtliches und Völkerkundliches, Sonstiges und Undefinierbares

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