Das Volk der Minahasa, das im Nordosten der indonesischen Insel Sulawesi um Manado siedelt, gibt sich seit der holländischen Kolonialzeit im Lebensstil gerne westlich. Manado galt daher als zwölfte Provinz der Niederlande. Hier leben fromme Christen, mindestens in vier Konfessionen aufgesplittert, die man samstags oder sonntags kaum noch aus der Kirche herausbekommt.
Doch im Alltag lassen sich die Geister der alten Minahasa-Religion nicht verdrängen. Ein gestandener Minahasa-Geist weicht eben nicht vor einem dahergelaufenen Zimmermann aus Nazareth und ein bisschen Weihwasser. Da könnte ja jeder kommen.
Manche Geister sind außerordentlich hinterhältige Wesen, die den Menschen an den Hauseingängen auflauern, um ihnen zu schaden. Doch sie unterschätzen die Intelligenz der Minahasa, die als Abwehrstrategie ihre traditionellen Pfahlbauten mit zwei seitlichen Treppenaufgängen versehen haben. Geht ein Minahasa die eine Treppe hinauf, so wartet der vergeistigte Fiesling unten an den Stufen, genüsslich die Liste seiner Grausamkeiten durchgehend, bis sein Opfer zurückkommt. Doch er wartet vergeblich, weil jeder Besucher beim Gehen die andere Treppe benutzt.
In Kaima steht ein Haus mit nur einem Treppenaufgang. Der Erbauer, der lange in einer fernen, modernen Großstadt lebte, lehnte die beiden traditionellen Treppen als Aberglauben ab. Vergeblich versuchten ihn die Dorfbewohner umzustimmen. Wenige Monate nach dem Bezug des Hauses starben er und seine Frau in kurzem Abstand. Sie hatten es den Minahasa-Geistern zu einfach gemacht.
Zum Geisterglauben der Minahasa vgl. hier auf „Weltgeflüster“ auch die Beiträge „Die Herbergssuche von Kaima“ und „Bambusspeer“.
1 Beitrag der Leser
helga moll
// Apr 2, 2009 at 18:51
Der Erbauer und seine Frau kannten nicht die Bedeutung des Wortes “Aberglauben” - und so schieden sie dahin.
Gruß
Helga
Hinterlassen Sie einen Kommentar